Köpenicker Sommer – der KunstHofKöpenick Bericht zum Wochenende
„Was war das wieder für ein Après Church?“, oder sagen wir so, diesmal sollten wir das ganze Wochenende in den Bericht aufnehmen, hatten wir doch Köpenicker Sommer und das Team des KunstHofKöpenick e.V. war hier und dort und überall.
Am Freitag ging es ganz geruhsam los, aber der Eine und die Andere trafen sich dann doch schon auf der schönen Altstadtinsel, um sich langsam einzustimmen. So richtig los ging es für das Team am Samstag-Vormittag auf dem KunstHof zum Transparente-Basteln für den jährlichen Hauptmannsumzug.
Was wir vom diesjährigen Motto des Umzugs halten, möchte ich aber nicht verschweigen:
„Allet schick in Treptow-Köpenick“
Nun ja… Mal abgesehen davon, dass auch unser Bürgermeister nicht umhinkam, zu bemerken, dass es bis zur Einlösung des Mottos wohl noch ein paar (viele) Baustellen zu bearbeiten gibt, würde ich gern noch auf etwas hinweisen, was dabei unterging. Der Umzug bewegt sich auf den Spuren des „HAUPTMANN VON KÖPENICK“ und mitnichten des Hauptmanns von Treptow-Köpenick. Und der „Köpenicker Sommer“ heißt auch Köpenicker Sommer, also bitte, lassen wir doch die Kirche im Dorf und den diversen Stadtteilen von Treptow-Köpenick ihre traditionellen Eigenheiten und Namen. Und dazu gehören eben in der Altstadt von Köpenick die angestammten Feste und der Hauptmann, wie die Penny Lane und die Beatles zu Liverpool. „Allet schick in Köpenick“ hätte also völlig gereicht und tut im Ohr schon weh genug😉.
Der Umzug selbst fand wie immer unter Beteiligung zahlreicher Vereine statt und wurde am Straßenrand wie jedes Jahr beobachtet und begleitet von vielen Bürgern und das trotz eines gigantischen Wolkenbruchs und Gewittergrummelns, samt eines donnernden Einschlags in unmittelbarer Nachbarschaft des Rathauses. Frage: „Fehlt was??- Mir ist noch nichts aufgefallen, aber es hat ganz schön gekracht.“
Wie geht es weiter mit dem KunstHofKöpenick
Der KunstHofKöpenick nutzte den Umzug auch dazu, auf die nach wie vor unsichere Lage des Standortes hinzuweisen und die kommunale Politik noch einmal zu bitten, hilfreich zur Seite zu stehen, um eine Finanzierungsmöglichkeit zu finden. Es tut sich etwas auf der Altstadtinsel und nicht alles fühlt sich gut an und es ist bei Weitem nicht sicher, dass wir auch 2024 unsere Arbeit fortsetzen können. Wir sind aber der festen Meinung, dass gerade in diesen Zeiten gesellschaftlicher Zusammenhalt und das persönliche Treffen, der gegenseitige Austausch außerhalb von Filterblasen enorm wichtig ist. Und das für Jeden und für Jede und ohne Bezahlschranke. Dafür stehen wir und das wollen wir gern fortführen und ausbauen. Aber wir schaffen es nicht alleine, weil wir eben nicht über die finanziellen Mittel verfügen den Standort alleine zu sichern, den wir über so viele Jahre aufgebaut und mit Leben gefüllt haben.
Gemeinsam für Köpenick
Daher war es wichtig und richtig am Umzug teilzunehmen und wir bedanken uns bei allen fleißigen KunstHoflern die dabei waren. Ihr seid großartig!!!!
Während das Team nach dem Hauptmannsumzug erst einmal dem „Kietzer Sommer“ einen Besuch abstattete, holte unser künstlerischer Leiter, aka der Onkel mit der Laterne, Nadine Fingerhut am Hotel ab, um sie zu „Zilles Stubentheater“ zu geleiten, wo sie am Sonnabend 17 Uhr schon ein kleines Konzert gab. Danke an dieser Stelle an das „Büro des Bezirksbürgermeisters Abteilung Veranstaltungen“. Diese Zusammenarbeit bei den traditionellen Festen der Altstadt erlaubt es, sowohl der Kommune, als auch dem KunstHof, Künstler*Innen einzuladen, deren Weg für lediglich ein Konzert einfach zu kostenintensiv wäre. Ein klassisches WIN/WINWIN! Danke auch dem PENTA HOTEL für das Entgegenkommen und die jahrelange Zusammenarbeit.
Danke auch Dir lieber Zille, für das an einem Strang ziehen mit uns. Die Welt braucht mehr Zilles 😊.
Nachdem also Nadine in gute Hände übergeben und der Sound gecheckt war, machte sich der Onkel mit der Laterne flugs daran Klamotten und Namen zu wechseln, um zu seinem Einsatz als „Köpenicker Stadtstreicher“ bei
„55 Jahre Modern Soul Band“
zu eilen. Die Schlossinsel war gut gefüllt und selbstredend war der KunstHof in bester Laune und zahlreich vertreten.
Vom Konzert sollen andere ausführlich Berichten … von uns an dieser Stelle ein großer Applaus an alle beteiligten Künstler. Wir hatten viel Freude!
Nach dem Konzert ging es schnell wieder zurück über den Hof zur Promenade, um dem jährlichen Feuerwerk beizuwohnen. Ok, wir müssen nicht darüber reden, dass ein Feuerwerk nicht die beste ökologische Erfindung ist, aber…wir haben im ganzen großen Bezirk nur noch dieses eine und das eben einmal im Jahr. Seit 62 Jahren freuen sich die Menschen darauf und verabschieden den Sonnabend zusammen in die Nacht und ich selbst, ich gebe es zu, bin seit frühester Kindheit ein großer Bewunderer von Feuerwerken.
Und so klang der Abend gemeinsam aus, bevor man sich darauf einigte, sich in die jeweiligen Gemächer zu begeben, weil wir uns sowieso gleich um ja 9 Uhr auf dem Hof wiedersehen würden. Also…Gute Nacht Nachbarn…
Weil es gerade so gut hierher passt, also zu einem Polizeieinsatz direkt vor dem Hof des Nächtens. Ein großes Kompliment an dieser Stelle an unsere Wache 36 in der Karlstraße. Es ist wirklich nicht leicht so ein Fest zu wuppen und hier und da ist immer was los. Mit welcher Gelassenheit und Lockerheit da noch in der Nacht agiert wurde, nötigt uns Respekt ab. Man selbst müsste sich hier und da schon ganz schön auf die Zunge beißen, um nicht permanent zurück zu pöbeln.
Nun also…endlich Sonntag….endlich Après Church
NADINE FINGERHUT oder vom Edersee zu Dahme und Spree
9 Uhr begann unser Tag, wie immer mit dem Aufbau der Soundanlage, der Verkabelung der Bühne, der Herrichtung des Zuschauerraums, Bestückung des Tresens, Putzen der Toiletten und allem was dazu gehört und mittlerweile hat es sich scheinbar bei den Künstler*Innen herumgesprochen, wie schön das bei uns auch schon vor dem Konzert ist und so kam auch Nadine schon eine viertel Stunde vor der vereinbarten Zeit, um diese mit uns zu verbringen.
Aber…uns bringt so schnell nix aus der Ruhe, die Abläufe sitzen und der gemeinsame Spaß ist ja sowieso da und so schuckelte sich alles in aller Ruhe bis zum Einlass um 11Uhr zurecht. Und pünktlich wie jede Woche erschien auch unser verehrtes Publikum ein paar Minuten früher, um die „guten Plätze“ zu ergattern. Es ist schön, dass ihr immer so zahlreich und gut gelaunt den Sonntag mit uns verbringt. Immer wieder Danke dafür!
Da wir ja traditionell den Sonntag des Köpenicker Sommers im Luisenhain eröffnen und die große Bühne für uns bis Punkt 13Uhr schweigt, konnten wir uns natürlich nicht leisten auch nur eine Minute später anzufangen und es wurde also nicht auf das Bimmeln der Stadtkirche gewartet.
Liebe Publikümmer, euer Kanon war dieses Mal wirklich phantastisch und außerdem konnte Nadine sich dabei prima ihre Stimme warm singen. Hatte sie nämlich vergessen 😊.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, das unsere Besucher aus der kommunal und Landespolitik, also der Kulturstadtrat Marco Brauchmann und die beiden Abgeordneten des Abgeordnetenhauses Martin Sattelkau und Maik Penn, ebenso wie unser langjähriger Freund Norbert Pewestorff den Hof kurz vor 12 nicht verließen, weil ihnen das Konzert nicht gefallen hätte, sondern weil 12uhr ein wichtiger Termin in unserer benachbarten Musikschule anstand. Trotzdem ein Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit, dass sie da waren, wenn auch nur kurz. Einzig unsere Petra Reichardt aus der BVV blieb treu bei uns.
Egal was ihr tut, tut es mit Herz
Mit diesem Lied startete Nadine für uns die Reise durch ihr Leben, ihre Musik, ihre Texte, ihre Erfahrungen. Ein Auftakt nach Maß würde ich sagen. Genau darum geht es. Tut es mit Herz oder lasst es bleiben. Das würde vieles vereinfachen!
Schon im zweiten Lied legte Nadine eine ganze Palette privater Dinge auf den imaginären Tisch. Wo sie herkommt und seit wann, mit was und wem sie gespielt hat (also der Gameboy war gemeint, nich was ihr denkt) und dass sie die KELLYS geliebt hat. „Echt jetzt???…“ fragten sich an dieser Stelle viele…aber…nu ja…damit ist sie ja nun wahrlich nicht alleine.
Der darauffolgende Titelsong ihres ersten Albums wurde, der Örtlichkeit angemessen, von einem großen Dampfersignalhorn eingeleitet. Ich freue mich jede Woche über die Reaktionen der Künstler die zum ersten Mal bei uns sind. Ist immer ähnlich. Der erste Dampfer wird noch überhört, weil es irgendwie unwirklich ist und…der ist ja immer ziemlich früh im Set, also da ist der Fokus noch ein anderer und es geht noch darum euch, das Publikum, kennenzulernen. Aber der zweite, spätestens dritte DampferHornRuf wird dann jeweils mit einem Schmunzeln kommentiert und eingearbeitet. Und diesmal war es der dritte, der auch noch tonal und rhythmisch so super in ein Klavierintro passte, dass das Musikerherz jubilierte. Und auch die diversen Glocken, der uns umgebenen Kirchen, ließen sich nicht lumpen, ab und zu zu ertönen.
„Den Fluss entlang“ ging die Reise weiter, zumeist mit Gitarre, 2x eben auch am Klavier und zwischen Dampfern, Kirchenglocken und dem Trampolingehüpfe nahm uns Nadine herzlich und offen mit auf diese. Also nicht auf die Trampoline, sondern auf die Reise selbstredend.
FUNFACT
„Wo die Liebe ist“, beschreibt ziemlich gut was der KunstHofKöpenick sein soll. Ein Ort im Hier und jetzt, der versucht den schönen Moment zu leben und wo ein jeder gut genug für diese Welt ist.
Das Problem ist, wenn ich jetzt anfange über jedes Lied was zu schreiben, dann nimmt das kein Ende, die Titel passen aber auch einfach zu gut zu uns und unserem Treiben. Und das spürte alle. Es wurde mitgeklatscht und mitgesungen, gewippt, gelächelt und ab und zu eine Träne verdrückt. Jeder hat sicher so sein Favoritenlied für sich gefunden. Ich meine, für unsere „Geldabholkinder Anna und Wilma“ war es sicherlich „Kleines Mädchen“, ein Lied von Nadine an ihr jüngeres Ich, was ja auch schon ohne Tiktok, Instagram und Co Probleme hatte, sich zu finden und zu sich zu stehen, wie eben alle kleinen Geschöpfe in der Zeit zwischen dem Kind- und dem (so genannten) Erwachsensein. Nur, die Welt dreht sich schneller heutzutage und der ständige Vergleich mit Trugbildern ist gnadenlos.
ZUM PUNKT KOMMEN
Jaja…ich versuche mich ja kurz zu fassen und mache einen Sprung zu „Geschichte“, weil es eben auch an einem sonnigen Sonntag ohne Sorgen einfach wichtig ist, Stellung zu beziehen und das „Nie wieder“ gemeinsam am Leben zu halten. Die Geschichte darf sich eben nicht wiederholen und tut es doch auf erschreckende Art und Weise mit jedem Tag ein wenig mehr.
Wir müssen uns mehr einmischen! Unzufriedenheit?…geschenkt!…Wir finden auch nicht alles knorke, aber Alternativen gibt es andere!
Nach der obligatorischen Geldsammelrede des Onkels mit der Laterne sang der ganze Hof gemeinsam mit Nadine noch ein Lied – gemeinsam und das ziemlich lautstark und schön! „Leute, Leute…ihr seid wirklich das beste Publikum, was man sich nur wünschen kann. Respekt!“
Eine Zugabe später war es dann leider schon 13 Uhr und wir übergaben an die Bühne im Luisenhain. Wobei, leider trifft es nur halb. Wir sind sehr froh, dass wir zu den drei Stadtfesten nicht pausieren müssen, sondern in das Programm integriert sind und wir hoffen sehr, dass das auch so bleibt. Und dafür enden wir auch sehr gern pünktlichst!
„Das Leben ist schön“
Der Köpenicker Sommer war natürlich noch nicht vorbei und wir nutzten den Tag, um dieses Mal, nicht wie sonst, noch irgendwo einzukehren, sondern einfach an Ort und Stelle zusammenzusitzen, es uns gut gehen zu lassen, zu schwatzen, uns auszutauschen und so ganz nebenbei den Hof zurückzubauen.
Was für ein Wochenende? Was für ein Sonntag? Danke Nadine Fingerhut, Danke Publikum, Danke dem ganzen KunstHof-Team!!! „Das Leben ist schön“ – „So soll es sein“!
Bis zum nächsten Sonntag bei: https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-pascal-von-wroblewsky-und-reinmar-henschke/
gez. Plisch
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12. Einlass ab 11Uhr –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Fotos: Dietmar Marquardt, Fred Beuster, Norbert Milzow