ALLEGRO
Und da waren sie also, die musikalischen Botschafter des Ruhrpotts: „Rudi Gall und die Pappas“…Wobei die Pappas an diesem Sonntag lediglich aus „Martin Hötte“ bestanden, weil der Pianist „Sascha Kühn“ auf dem Weg nach Köpenick verloren ging. Oder sagen wir so, unsere Anfangszeit des Après Church ist immer noch ungewöhnlich genug in diesem Land, dass es (ab und zu) zu Missverständnissen kommt. Und so ging also Sascha wohl bis ein paar Tage vor der Abfahrt davon aus, dass das Konzert des Abends stattfinden würde und somit noch genug Zeit bliebe aus Ingelheim anzureisen. Dort spielte er am Sonnabend bei „Birth Control“ (zusammen mit „SAGA“) zum SWR1 Sommer open air. 2022 wäre übrigens „Eva Keretic“ fast 12 Stunden zu spät angereist.
Da kann man schreiben und telefonieren, so manch ein Künstler mag es einfach nicht glauben so früh auf eine Bühne zu gehen 😊
Dabei macht eben genau das den Charme aus! Warum? Ist alles schon hier im Konzertbericht zum „Duo Adriana“ nachzulesen
https://kunsthofkoepenick.eu/2023/06/07/duo-adriana/
Zurück zu „Rudi Gall und die Pappas“ und da nehme ich den Faden zum Anfang des Berichtes wieder auf und betone, dass „…lediglich aus Martin Hötte…“ in keiner Weise despektierlich gemeint war, sondern eben lediglich 😊 einen Fakt beschrieb. Martin groovt und singt mit seiner Gitarre nämlich durchaus selbst schon für zwei und weiß genau wo sein Instrument hingehört. Zu zweit is gar nich so easy, wenn man das Programm auf Trio geprobt hat. Die Lieder sind das Eine, aber…viel wichtiger als zu erkennen: „was kann ich alles spielen“, ist es zu bemerken: „Was muss ich alles nicht spielen“… Eine Gabe, die nicht allen E-Gitarristen gegeben ist und bei Martin gibt es eben keine überflüssigen Töne. Alles hat seinen Platz und die Gitarre singt und groovt ganz wunderbar.
Sound inbegriffen. Ein unprätentiöser Meister seines Instruments. Das halten wir mal fest!
Rudi hinwiederum war, ob der kurzfristig eingetretenen Änderung, dann wohl auch ein wenig aufgeregt und so ließ er doch tatsächlich sein gesamtes Merchandising in Duisburg zurück. Anna unsere fleißige Merchverkäuferin machte aber aus der Not eine Tugend und erstellte eine Liste zum Eintragen. Ja…das ist nicht dasselbe, als wenn man mit frischen Eindrücken am Ende des Konzertes eine CD kauft und in den Händen hält, aber der Eine und die Andere trug sich dann doch ein und wird von Rudi Gall Post bekommen. Wer sich jetzt gerade ärgert sich nicht eingetragen zu haben. Kiekt mal, hier kann man die CDs von Rudi bei seinem eigenen Label kaufen:
https://www.angerhaus-records.de
FUNFACT:
Die CD „Im Dunkel übers Wasser geh`n“ ist nicht nur eine gemeinsame CD mit „Nadine Fingerhut“, die ja zum Köpenicker Sommer bei uns gastierte, sondern auch „der Onkel mit der Laterne“ aka „der Köpenicker Stadtstreicher“ ist darauf mit seinem Cello zu hören. Letzterer auch auf der CD „Rudelloses Tier“! Das war der Werbeblock…und womit? … Mit Recht!
ANDANTE
Trockene, ehrliche Musik für ehrliche, trockene Menschen. Das schruben wir in der Ankündigung und so war es auch. Das Publikum konnte vieles in den Songs gut nachvollziehen…Da sind ja schließlich auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Duisburg und Köpenick. Dort fließt die Ruhr in den Rhein und bei uns die Dahme in die Spree, die einen haben Schimanski, wir haben den Hauptmann von Köpenick als Botschafter, in beiden Städten verbinden sich Industriekulissen mit dem Grünen, Schickimicki sind beide nicht. Und die Fußballvereine und deren Fans sind leidensfähig. Wobei wir Köpenicker das lange nicht sein mussten. (3x auf Holz geklopft)
Jedenfalls war das Konzert ein Parcours durch die verschiedene Schaffensphasen von Rudi Gall. Es begann mit „Lass dein Herz für Dich sehen“, kurze Geschichten begleiteten die Songs und witziger Weise gab es sogar einen Song über eine Kneipe namens „Anker“, ich glaube es war „Brennt in Ruhrort noch ein Licht“….An dieser Stelle ein Gruß zu Paul vom „Zum goldenen Anker“ ohne den wir ja keine Toiletten, keinen Strom, kein Wasser und viel Durst hätten. Man hilft sich eben im Kiez und das ist schön. Zurück zum Programm, die meisten der Lieder stammten natürlich aus der Feder von Rudi, aber.es gab hier und da auch „geborgte“ Lieder in neuem Gewand. Zu erwähnen wäre da „Zeit für ein Wunder“ von Stoppok oder das grandios umgesetzte „isn`t it a pitty“ von George Harrison…sehr schön war auch die Erinnerung an die zu Unrecht fast vergessene Band „das Auge Gottes“ aus Schwerin mit dem Song „Das Ding das durch den Wind geht“…übrigens auch auf dem Album „Rudelloses Tier“ zu hören…Tolle Version!
SCHERZO
Unser KunstHof Publikum war an diesem Sonntag im Übrigen sehr für die komischen oder absurden Lieder empfänglich, also „Malheur beim Friseur“ und auch der nigelnagelneue „Pimmel“ Song brachten den Hof in Wallung. Von Kichern bis quietschen war alles zu hören und Stück für Stück ließ sich dann auch die Sonne hervorlocken. Ach ja…hatte ich noch gar nicht erwähnt. Es hat NATÜRLICH NICHT geregnet! Ja…am Morgen war es etwas windig und leider mussten wir die Bühne zum Wasser hin schließen, damit der Rudi und die Pappas nicht hinterrücks von der Bühne gewedelt werden, aber…es geht auch mal ohne 30 Grad im Schatten. Das tut der Laune keinen Abbruch. Und die war bis zum Ende gut. Der „Onkel mit der Laterne“ erklärte wie immer das Prozedere, nicht ohne einen Hinweis auf die Rentenerhöhung einiger Anwesender, der „Geldsammelblick“ mit Anna und Wilma wurde geübt und dann ging es auch schon auf die letzte Runde. Inklusive zweier Zugaben…
Apropos letzte Runde: Das Konzert auf dem KunstHofKöpenck war der Auftakt zur Abschiedstour von „Rudi Gall“…Wir sagen es ja auch immer wieder. Das Musikgeschäft war noch nie leicht, aber seit 2020 ist noch einmal etwas in Rutschen geraten und so schön unsere kleine Oase der Kleinkunst hier in Köpenick ist. Es bräuchte viel mehr davon, um Künstler*Innen zu ermöglichen, Konzerte zu spielen und dabei nicht permanent draufzuzahlen. Dafür an dieser Stelle wieder ein DANKE dem ganzen KunstHof-Team, DANKE dem treuen Publikum, im Falle von diesem Sonntag natürlich ein DANKE an Rudi und Martin und…um es mit einem Titel von Dir zu sagen Rudi, also…, wenn du dann wirklich aufgehört haben solltest: „Du fehlst“.
ADAGIO
Ein toller Vormittag ging sonnig zu Ende. Die Band machte sich leider aber verständlich schon sehr bald auf die lange Heimreise, aber Teile des KunstHof-Teams saßen noch bis weit in den Abend zusammen in der FREIHEIT 15 an der Müggelspree und ließen das Erlebte nachklingen. So soll es sein!
gez. Plisch
Nächste Woche geht es weiter mit:
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-klangfarben/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12. Einlass ab 11Uhr –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Fotos: Dietmar Marquardt, Fred Beuster, Norbert Milzow