Ich und mein Glück
ist nicht nur einer der Titel auf dem damals ersten Album von Barbara Cuesta, namens „Barbara Cuesta“, sondern eignet sich hervorragend als Einleitung, weil…
Zum inzwischen dritten Mal war Barbara nun schon bei uns und hat jetzt aber auch wirklich alle Wettersituationen durch. Beim ersten Mal war es kalt und windig, beim zweiten Konzert unerträglich heiß und nun also bestes Mischwetter. Sie und ihr Glück eben ☺
Nieselregen zum Soundcheck, während des Konzertes trocken, teils bewölkt und sogar Sonne, aber immer wohltemperiert.
Da die Glocken der Stadtkirche 11.30Uhr nicht pünktlich bimmelten, kamen wir aber vorab endlich einmal wieder in den Genuss, dem versammelten und zahlreich erschienenen Publikum beim Bruder Jakob Kanon zu lauschen (TOLL!) und dann startete Barbara Cuesta den Ritt durch ihre musikalische Zeitreise und das mit dem ersten Lied „solo“, also so, wie sie vor 20 Jahren in Berlin „strandete”.
Und ziemlich sofort nach Ihrem Aufschlag in Berlin, lernten sich auch b.deutung (Tobias Unterberg), der inzwischen der „Köpenicker Stadtstreicher” und unser „Onkel mit der Laterne” ist und Barbara kennen. Es blieb nicht bei ein paar Celloklängen für das entstehende erste
Album… nein…es gab so einige kleine Tourneen und Konzerte und bis heute riss der Kontakt nie ab und so es die Zeit hergibt, musizieren die beiden zusammen. Also auch heute.
Nietzsche hört zu
Mit diesem Lied wurde eben an diese gemeinsamen Anfänge erinnert und man kann sagen, auch das Publikum hörte gebannt zu, nicht nur Herr N aus R! Das harmonierte und harmoniert bis heute bei Barbara und dem Cellotier und die „alten” Lieder haben ihren Charme nicht verloren und werden das wohl auch nie tun.
Meine Seele
Ja, daran liegt es wohl. Die Seele ist ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Musik. Und wenn Seelen im Einklang schwingen und dannn zwei MusikerInnen aufeinandertreffen, die ihre Seele eben nicht verkauft haben (Darum geht es in diesem Lied), dann ist das einfach schön anzuhören. Daher also in der Folge erst einmal vier Lieder in der Duo-Besetzung.
Patanjali
Ist, wie auf dem KunstHof bei Barbaras Konzerten oft genug erwähnt, das Lieblingslied vom Cellotier. Das ist natürlich etwas ungerecht den anderen Liedern gegenüber, aber da kann man sich ja nicht dagegen wehren, was einem so ins Herz geht. Die Duo-Version der beiden ist aber auch einfach schön. Also im wahrsten Sinne EINFACH schön. Weil ja im Gegensatz zum Album (er befindet sich auf dem 2. Album „SHINE”) eben „nur” mit Gitarre, Stimme und Cello. Funfact zum Album „SHINE”.
Es begab sich also zu der Zeit, als es noch „myspace” gab, die Älteren werden sich erinnern, dass unser Freund André Drechsler (Jessica, Pankow) auf dem Profil vom Cellotier b.deutung die Barbara entdeckte und daraufhin erkundigte sich André bei deutung, was la Cuesta denn so planen und vorhaben würde, kurzum, Barbara plante wirklich ein neues Album und André hatte Zeit und Studiokapazitäten und so wurde er der Produzent des Albums, auf welchem eben unter Anderem Patanjali oder auch
Inquiry
zu hören sind, dem letzten Song in der Duo-Besetzung dieses Vormittags. Seit dieser Zeit gab es dann auch die verschiedensten Bandbesetzungen, auch mit André und deutung zusammen und diversen anderen MusikerInnen, aber was nun folgen sollte, ist wohl DIE ultimative Bandbesetzung von und für Barbara Cuesta.
All the fucks
Oder auch „Zum Teufel”, wie wir auf Deutsch zu sagen pflegen. Wie schön bitte ist das denn?
Simon Unterberg (Bass) und Aidan Keith Lowe (Drums) enterten die Bühne, um mit Barbara zusammen die aktuellste Phase des B.C. Songwritings bis zum Programmende zu gestalten.
Da hat sich aber was gefunden. Durchsichtig und hochmusikalisch umschmeicheln Simon und Aiden Barbaras Songs, niemand hat es nötig sich in den Vordergrund zu spielen, jeder Ton, jeder Schlag ist wohlüberlegt und alles Unnötige wird einfach weggelassen. Bei „Police” war das ja damals auch schon so. Drei Leute, die den kompletten Sound einer Band intelligent umsetzen.
Oder anders gesagt, jeder Song, wie eine Skulptur. Da muss man ja auch lediglich alles, was nicht dazugehört, aus einem Felsblock raushauen und fertig ist sie ☺
So eben auch hier. Nimm alle Töne und Schläge dieser Welt, die man benutzen KÖNNTE für einen Song und wirf alle weg, die Du nicht brauchst, und ZACK…da ist es …das
Barbara Cuesta Trio. Einfach großartig!
Rocking on a boat
Die Phase der neuen Songs und englischen Texte war also eingeleitet, aber zum Glück für unser Publikum kommuniziert Barbara viel und gern zwischen den Songs und erklärt das eine oder andere, z. B. eben über „Rocking on a boat”, was die Erfahrungen von Einwanderern (oder eben gerade auch Flüchtlingen) beschreibt, sich immer ein wenig fremd fühlen, selbst dann, wenn sie angekommen scheinen. Also immer etwas so, als ob der Boden des Schiffes, auf dem man sich befindet, wackelt. Barbara trägt ja eben auch nicht ausschließlich die deutsche Seite in sich, sondern auch die spanische ihres Vaters. Sie pendelt auch immer zwischen Spanien und Deutschland, obwohl heute dann doch leider nur EIN spanischer Song auf dem Programm stand.
Wenn ich überhaupt einen Kritikpunkt anfügen würde, dann diesen. Barbara schreibt ja in drei Sprachen und die jeweilige Sprache beeinflusst natürlich das Songwriting. Insofern….Ein zwei spanische Nummern mehr hätten wir gern genommen ☺
Little Black Bird
Ein wichtiger Song für Barbara, die sich als Teil der Queeren Szene Berlins begreift und völlig zu Recht die Bühne nutzt, um Aufmerksamkeit für das Thema herzustellen. Nein, nicht mit dem Zeigefinger, eben mit einem Lied und einer kleinen Einführung, dass es eben nach wie vor nicht einfach ist, in einer Gesellschaft aufzuwachsen und zu leben, die mehrheitlich anders geprägt ist.
Gerade auch für Teenager. Erinnert euch mal, wie es bei euch war. Also es ist ja so schon schwer genug und die Pubertät ist eine merkwürdige Zeit oder überhaupt die Ungewissheit beim sich Verlieben, auch später. Und sich dann noch „falsch” zu fühlen, ist einfach nicht richtig.
Daher, Barbaras Bitte: queeren Menschen (und gerade Heranwachsenden) mit besonderer Liebe und Wärme zu begegnen, können wir uns als KunstHof nur uneingeschränkt anschließen. Es ist ja auch nicht von Ungefähr, das bei uns ganzjährig die „progress pride flag” gehisst ist – siehe Fotos. Der KunstHofKöpenick ist ein safe space. Ein Treffpunkt für alle, egal wen oder was sie lieben, oder wie sie sich definieren. Bei uns kann und soll Jeder und Jede so sein, wie er oder sie ist. Wir lassen uns sein, oder, um mal Marcel Reif bzw. seinen Vater zu zitieren:
„Sei a Mensch”!
Dann bist Du auch bei uns auf dem Hof richtig!
Los que se quedan
Ein spanisches Lied aus der Feder von la Cuesta gab es dann doch und dazu kam das Cellotier Tobias noch einmal zurück, um erstmalig mit dem Trio zusammen zu musizieren. Auch als Quartett ne feine Sache, also n Fremdeln war da nicht zu merken…Nun ja, wie gesagt, mit Barbara spielt Tobias seit 20 Jahren immer mal wieder und mit Simon ja auch z.B. Bei „der Schulz und das akustische Überfallkommando” (im November in Grünau, bleibt gespannt), aber eben auch mit Aidan war das Zusammenspiel wunderbar und fühlte sich an, als wäre es schon immer so.
Again
Wie schon bei „Holly Loose und das Kabinett des Glücks” werfe ich an dieser Stelle die Frage auf, was ist denn nur mit den Veranstaltern in Deutschland los seit ein paar Jahren? Es kann doch nicht sein, dass die eben erwähnte Band, oder eben auch das Barbara Cuesta Trio (oder auch Quartett) nur diesen einen Termin im Jahr 2024 spielen!?
Schön für uns, den KunstHof, wo das treue Publikum strömt, aber, was wirft das für ein Bild auf die Kulturszene? Sind wir nach all dem Ausverkauf durch Download uns Streaming jetzt wirklich schon da angekommen, dass sich auch live Bands nicht mehr geleistet werden, also eigentlich nur noch Einzelkünstler zu finanzieren sind? Und liegt das vielleicht auch daran, dass das werte Publikum bei den sogenannten großen Acts hunderte bis tausende Euros pro Jahr ausgibt, je nach Häufigkeit eins Stadions oder Sporthallenkonzertbesuchs? Und damit bleibt dann eben kein Geld mehr für die wirklich handgemachte Live Musik??? Ist das so? Dann gute Nacht (ehemaliges) Kulturland Deutschland, dann hast Du die zu erwartende KI Kompositionsseuche (demnächst bei deinem streaming Anbieter) wahrlich verdient!
A head will roll
Ein spannender Versuch, mal ein Lied aus einer ganz anderen Perspektive zu schreiben. Also gerade eben nicht aus der: ich habe Herzschmerz, oder: man hat mir weh getan, sondern aus der Perspektive des A…rmleuchters. Sehr gelungen und wirklich mal was Anderes und nach dem vorigen Absatz hier also genau richtig platziert!
Simon und Aidan blieben also (das erwähnte ich ja schon) bis zum Ende des Sets auf der Bühne und bildeten das wunderbare neue Trio mit Barbara.
Vor dem letzten Song erklärte „der Onkel mit der Laterne” wie immer unser Konzept und bedankte sich beim Team, bei der Band und beim Publikum und an dieser Stelle eine Entschuldigung an Anna, die zwar jetzt an dieser Stelle, wie immer prächtig, als unser Geldabhol“kind” fungierte, aber bei dem sich gar nicht ordentlich bedankt wurde für den heutigen Einsatz am Mischpult, jedenfalls immer dann, wenn Tobias auf der Bühne war. Also…Vielen Dank Anna!!! Barbara erwähnte Dich zwar vor „Little Blackbird”, aber wir hätten das ja trotzdem nicht vergessen müssen!
Liegen
War dann der letzte Song im Set, aber liegen wollte keiner. Zugaben hingegen wollten alle. Und die gab es dann auch noch und zwar wie begonnen Solo zur Gitarre.
The wind und Surrender
waren die Songs, die diesen wieder einmal tollen Sonntag beschließen sollten. Wir können uns nur, wie jede Woche, bedanken. Heute…beim Leben…Einfach so!
Let`s die now
Let`s die now? Ach nööö…noch nich…es ist einfach zu schön!
gez.Plisch
weiter geht es am SONNTAG :
www.kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-red-chucks/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken.
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick.
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Alt Köpenick 12. Einlass jeden Sonntag ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
Alle Konzertberichte des Jahres zum Nachlesen findet ihr auf unserer Website unter dem Reiter APRÈS CHURCH – Alle Konzertberichte
https://kunsthofkoepenick.eu/category/allgemein/
Fotos: Dietmar Marquardt, Norbert Milzow