Fangen wir mal ganz anders an
Beim letzten Besuch der beiden Bardenfreunde „Friedrich und Wiesenhütter“ auf unserem KunstHof schlossen wir den Konzertbericht mit den Worten:
„Die Welt ist so klein. Und die Welt kann so schön sein, warum machen wir es uns eigentlich so oft so schwer?“ Diese Frage blieb auch im letzten Jahr weitestgehend unbeantwortet und die Krisen und schlechten Nachrichten nehmen weiterhin kein Ende. Aber unseren Auftrag für die Kommune definieren wir eben ganz klar darin, im Kleinen zu zeigen, was im Großen gerade überall nicht möglich scheint, aber so wichtig wäre.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt, gepflegtes Miteinander, der Austausch von Meinungen außerhalb von Filterblasen, also kurz, die Förderung von Kultur, nicht nur auf, sondern auch vor, neben und hinter der Bühne.
Eine kleine Aktion gegen den Hass
Das sollte das Motto für diesen Après-Church-Sonntag sein und da ahnten wir natürlich noch nicht, dass einen Tag vorher der Deckel vom Topf eines zuvor lange köchelnden Konfliktes fliegen würde, um nun noch einen weiteren zusätzlichen Krieg wahrscheinlich zu machen. Der „Onkel mit der Laterne“ kam nicht umhin, das in der Eröffnung kurz zu erwähnen, wie auch den Fakt, dass Hass keine Alternative ist, auch wenn das inzwischen bundesweit ein Fünftel der Menschen anders sehen, wie uns auch der weitere (Wahl) Tag zeigen sollte.
Aber zurück zum Eigentlichen
Es ging ja an diesem Sonntag darum, eine „UNION-HERTHA Freundschaftsgruppe“ zu gründen und so waren Unioner und Herthaner dazu aufgerufen, im jeweiligen Ornat zum Après Church zu erscheinen. Was dann auch viele, inklusive Friedrich und Wiesenhütter taten. Der Hertha Block wurde schon einmal vorab begrüßt und die ersten gemeinsamen Fotos geschossen, weil…ja ok, der Termin war ein bissel dusselig gewählt…, Hertha spielte 13.30Uhr und die Herthaner wollten das Spiel gucken (Glückwunsch zum Sieg auf Schalke im Übrigen) und die UNIONER hatten Mitgliederversammlung, weshalb einige auch zügig wieder verschwanden. Auch unser FCU Geschäftsführer Kommunikation und Stadionsprecher Christian Arbeit konnte wegen der Versammlung nicht an unserer Veranstaltung teilnehmen, obwohl er Friedrich und Wiesenhütter gerne mal wieder gehört und gesehen hätte. So musste ein eisernes Grußwort von ihm reichen, mit den besten Wünschen für die Aktion und seinem Respekt dafür, dass sowas bei uns möglich ist.
UNION und HERTHA
Ja, an der Oberfläche betrachtet verfeindete Vereine und doch stimmt das nicht so ganz, wie die Älteren sich erinnern. Als noch eine Mauer die Stadt teilte und der BFC (zu Recht) der natürliche Feind des FCU war, gab es Fanfreundschaften und es gibt eine verbürgte Aussage eines Hertha Mitglieds, dem beim Eintritt in den Verein Anfang der 70er Jahre gesagt wurde. „Herthaner sein, heißt immer auch für Union sein“. Also wie nun?
Der KunstHofKöpenick e.V.
versteht sich ja als überparteilich und integrativ und wie es der Zufall so will, gibt es doch unter unseren aktiven Mitgliedern 3 Hertha Fans, Randolf ist sogar Mitglied bei Hertha. Wir betonen ja immer wieder, dass bei uns Jeder und Jede willkommen ist, für den die Würde des Menschen nicht nur ein Konjunktiv ist!
Und ja…natürlich denkt man, wenn man sowas sagt und schreibt nicht unbedingt an Fußballfans, sondern eher an Hautfarben, Religionen, Geschlechter, Herkunft usw…
Warum eigentlich?
Fragten wir uns, es geht uns doch um das „im Kleinen sichtbar machen“, also…wir verbinden seit geraumer Zeit in unserem KunstHof ganz organisch eine Mehrheit (UNIONER), mit einer Minderheit (HERTHANER) und wir necken und frotzeln und mögen uns. Aber Hass hat bei uns keine Heimat!
Laden wir uns doch also noch weitere Herthaner, die sich vielleicht in Köpenick einsam fühlen 😊, zu uns ein und gründen eine Freundschaftsgruppe. Gesagt, getan.
Und da Randolf nun unser Freundschaftsgruppenbeauftragter ist, musste es eben (dummer Weise, ´tschuldigung) dieser Termin sein. Außerdem ist am 15.10. „Après Church Saisonabschluss“, also eine ganz andere Party.
ABER…es waren Herthaner und Unionen in feinster Kluft zugegen, die Gruppe ist gegründet und, wir können ja 2024 an einem sinnvolleren Termin die Aktion wiederholen bzw. bestätigen!
Hat Spaß gemacht, wie auch die Fotos zeigen!
Friedrich und Wiesenhütter
waren auch in UNION Kluft auf der Bühne und griffen das Thema hier und da auf. Auch in Richtung des Hertha Blocks. DANKE JUNGS, wir haben vorher extra keine Ansage an euch gemacht, weil es einzig und allein euer Ding ist, in welcher Klamotte ihr auf der Bühne sitzt und wie ihr euer Programm gestaltet, wir als KunstHof mischen uns grundsätzlich nicht in die Bühnenprogramme unserer Künstler ein.
Wir geben aber zu, dass es uns ungemein freut, dass ihr Lust hattet, Teil der Aktion zu sein und ihr habt sie dadurch natürlich massiv mitgestaltet! Wir können uns auch ebenso sicher sein, dass ihr nicht böse seid, dass es bisher überhaupt nicht um euer Programm ging. Aber manche Dinge müssen eben getan und geschrieben werden.
Glücklich wer dabei gewesen
Ja, diese Überschrift ist vom letzten Konzertbericht aus 2022. Aber, wie der UNIONER sagt: „NA UND?“
Dit güldet auch in diesem Jahr, weil es einfach KNORKE war mit unseren Jungs aus der Nachbarschaft. Zwerchfellmuskelkater satt und familiäres Flair.
Im Familienverbund
waren sie nämlich angereist, also Frau, Kinder, Enkel (die auch in einem Fall besungen wurden) und sogar ein Bruder. Ja genau, Sven Friedrich war auch zugegen, der uns ja mit seiner Band „Ellis Enkel“ im Frühjahr 2023 kurzfristig den Arsch gerettet hat, als eine Künstlerin sich coronabedingt abmeldete. Danke noch einmal dafür! Sie alle und wir und reichlich andere Publikümmer waren also vertreten, um unseren Köpenicker Kulturbotschaftern zu lauschen. Dit muss ick jetzt mal sagen, was für eine schöne Vorstellung, dass die beiden Barden im ganzen Land unterwegs sind und Lieder über Oberschöneweide und Köpenick, also über unsere Region, unsere Heimat singen.
„So schön wie hier, kann`s im Himmel gar nicht sein“
Und auch hier wieder der Hinweis, Heimat muss keinen völkischen Klang haben. Es ist doch wunderbar, wenn man sich mit seinem zu Hause, seinen Nachbarn und ja, seinem Verein, sei es der FCU, der KunstHofKöpenick oder meinetwegen auch Hertha 😊 identifizieren kann. Wenn man zwar in der Republik hin und her fährt, aber eben gerne wieder nach Hause kommt. Trotz offener Baustellen, manchmal merkwürdiger Lokalpolitik und Dingen, über die es sich lohnt, zu streiten. Aber…frei nach Jakob Augstein:
„Wenn mir das Essen in einer Gaststätte nicht schmeckt, renne ich ja auch nicht raus und zünde den Laden an!“
Friedrich und Wiesenhütter
verbinden Menschen. Und großartige Musikalität zum Beispiel mit reichlich Humor. Sie verbinden auch ihre jeweiligen Stärken zu einem wunderbaren Ganzen.
Matthias ist ein großartiger Gitarrenvirtuose und Dirk hat eine großartige Stimme. Was nicht heißt, dass Dirk nicht Gitarre spielen kann und Matthias gar nicht singen. Aber die Hauptstimme ist bei den Songs nun mal Dirk und man hört ihm gerne zu. Zwischen den Songs wird sich gefrotzelt und geneckt und bei allem Eingespieltem sind die beiden trotzdem auch wunderbar spontan. Das tut der Sache gut. Es gibt andere Projekte, da sitzt auch jeder Gag, aber man merkt, dass er schon hundertmal gemacht wurde. Er überrascht die Mitmusikanten nicht mehr. Spontan zu sein, hilft dabei den jeweils anderen wirklich zum Lachen zu bringen. Für den Rest hilft der Umstand, dass man sein eigenes Programm immer wieder neu begreift, also das, was man da tut, im Moment selbst erlebt und nicht runternudelt. Ja, wir haben auch andere Songs gehört und andere Geschichten als beim letzten Mal, aber, auch die uns schon bekannten, sind keineswegs ermüdend. Die Reaktionen auf dem Hof decken sich absolut mit meiner eigenen Erfahrung. Ich kann euch immer wieder zuhören und habe Spaß. Danke dafür!
Altweibersommer
So ganz nebenbei bekommt man Lebensweisheiten geliefert, zum Beispiel den Altweibersommer forthin vorsichtshalber lieber – „feministisches Naturereignis ohne Menstruationshintergrund“ zu nennen. Ja, ich weiß…das gefällt jetzt nicht allen, aber mir persönlich macht eine Welt Angst in der Satire und Humor sich selbst zensiert, damit sie nicht zensiert wird. Nicht jeder muss alles mögen, aber die Latte der Freiheit der Kunst liegt zu Recht in diesem unserem Land sehr hoch und möge dort auch bitte liegen bleiben! Und ein „Friedrich und Wiesenhütter“-Konzert mit jedem Wort auf der Goldwaage hieße eben auch jede Spontanität und Anarchie aus dem Programm zu nehmen. Gegen den Hass…ja, immer…Gegen Humor und auch bitte bösen schwarzen Humor? …Nein,bitte nicht. Das Leben um uns herum ist schwer genug, nehmen wir es leicht!
GITARREN
Nicht nur unser FCU legt derzeit eine denkwürdige Serie hin, nein, auch der KunstHof hatte vor diesem Sonntag DREI KONZERTE in Folge mit mindesten einer gerissenen Gitarrensaite. Das blieb uns, obwohl Wetten liefen, ob es heute Friedrich oder Wiesenhütter treffen würde, erspart, aber…der KunstHof ist ja bekannt für sein gutes (bei Petrus gekauftes) Wetter an den Sonntagen. Mag es rundherum regnen oder schneien, bei Après Church ist Sonne. Und diese sogar mit direkter Bühneneinstrahlung. Wir wissen ja inzwischen alle, das ist schlecht für Saiteninstrumente. Und da Matthias, laut Dirk, seine Gitarren in der METRO kauft, gab es doch das eine oder andere mit einem Witz zu überbrückende Stimmungstief. Meteorologisch, wie programmatisch dramaturgisch sehr sinnvoll.
Auf StimmungsTief (Gitarre) folgt StimmungsHoch (Witz).
Von den absurden Münchhausengeschichten der beiden übereinander möchte ich gar nicht so viel preisgeben, aber, da wir im letzten Konzertbericht ja verraten haben, dass Matthias eine Zeit seines Lebens in Indien verbracht hat, wo er ja den Onkel mit der Laterne (Tobias Unterberg) kennenlernte, weil dieser ja sein Arbeitszimmer auch am Ende des Ganges hat, verrate ich euch diesmal etwas über Dirk:
Glaubt es oder nicht, Dirk gab als Kind und Jugendlicher in Moskau im Bolschoi Theater als Tänzer den Nußknacker. Und wurde danach 40 Jahre von Matthias` Vater therapiert. Wahrscheinlich deshalb, oder wegen der weißen Pantalons. Man weiß es nicht. Auch den Namen Dirk gab ihm erst Matthias` Vater. Bis heute weiß keiner, wie Dirk wirklich heißt.
IM PROGRAMM
von Friedrich und Wiesenhüter sind die einleitenden Geschichten manchmal so lang, wie die Lieder selbst. Das wäre ein Problem, wenn die Geschichten und das verbale Pingpong nicht so unglaublich unterhaltsam wären. Die Zeit rannte wie blöde und als schon 110min vorbei waren, wollte das Publikum immer noch Zugaben. Ich verstehe das, ging mir genauso. Aber ihr wisst ja…13Uhr, Köpenick, Altstadt, Mittagsruhe und so.
Ich hab das so nicht gewollt
Aber auch dieser wunderbare Vormittag musste zwangsläufig ein Ende finden. Mit der obligatorischen KunstHofKonzeptErklärRede des Onkels mit der Laterne und dem Dank an alle, die sich zu unserem „Tag gegen den Hass“ in blau weiße und rot weiße Farben gekleidet hatten.
Geldsammelkind war heute die Wilma, vielen Dank dafür. Vielen Dank auch wieder dem ganzen KunstHof-Team für die schöne Zeit und die Gestaltung der Sonntage und vielen Dank an Matthias und Dirk, also „Friedrich und Wiesenhütter“ die unserem gemeinsamen „Tag gegen den Hass“ die Krone aufgesetzt haben. Wir sehen uns wieder hier und dort und aber auf jeden Fall zur Saisoneröffnung 2025.
Das ist kein Schreibfehler. 2024 eröffnen zum Köpenicker Winzerfrühling „Holly Loose und das Kabinett des Glücks“ unsere Après Church Saison.
Und eben 2025 auch zum Köpenicker Winzerfrühling werden „Friedrich und Wiesenhütter“ die Saison eröffnen. Wir freuen uns jetzt schon darauf!!!
gez. Plisch
Wir sehen uns wieder am Sonntag den 15.10. zu:
Der nie zu verhindernde ultimative Saisonabschluss – APFELTRAUM
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-apfeltraum-2/
VORMERKEN BITTE: 2 Sonderkonzerte in der Friedenskirche Grünau,
Freitag 20. Oktober 19.30Uhr
DER SCHULZ UND DAS AKUSTISCHE ÜBERFALLKOMMANDO
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/der-schulz-band-live/
und unser
Adventskonzert am 03. Dezember mit dem Geigenvirtuosen FLORIAN MAYER
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12. Einlass ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Fotos: Dietmar Marquardt, Norbert Milzow