Après Church SPEZIAL: Wolfgang Martin und Manuel Schmid
Am 22. Juli 1996 starb Tamara Danz. Sie wurde nur 43 Jahre alt.
Grund genug für uns, am Folgetag ihres 27. Todestages zu einem Après Church SPEZIAL zu laden – dergestalt, als dass wir nicht, wie sonst üblich, ein rein konzertantes Event ins Programm nehmen wollten, sondern eine Lesung, wenn auch selbstredend eine musikalische. Und da lag es auf der Hand, hierfür unser frisches Vereinsmitglied und Radiolegende Wolfgang Martin zu bemühen – veröffentlichte er doch erst unlängst mit „Paradiesvögel fängt man nicht ein“ eine Hommage an die unvergessene Rockikone. Mit im Gepäck hatte er nicht irgendjemanden, sondern Stern Meißen-Frontmann Manuel Schmid, dem trotz seines jugendlichen Alters bekanntermaßen die Klaviatur ostdeutscher Rockgeschichte regelrecht auf dem sprichwörtlichen Leib geschneidert zu sein scheint.
Beste Voraussetzungen also, dem Anlass gebührend diesen Sonntag auf höchstem Niveau nicht nur unterhalten, sondern auch zugleich berührt zu werden. Das wiederum ahnten offenbar nicht eben wenige, denn bereits weit vor dem offiziellen Einlass zur Veranstaltung um 11.00 Uhr langte die Schlange der Einlassbegehrenden bis fast an die Dahme heran. Lady Lü reichte derweil Kokos-Mandel-Gebäck und sorgte zumindest mental für den uns in diesem Jahr wohl eher nicht gegebenen „Endless Summer“…
Nun denn! Nach einem kurzen Vorstellungs-Intro ging es gleich ans Eingemachte, sprich: ans Kapitel 1 aus der Publikation, freilich nur auszugsweise. Grobe Richtschnur sowohl für Buch als auch Lesung schien die Diskografie von Silly zu sein, so dass Manuel Schmid mit „Mont Klamott“ folgerichtig im Anschluss den ersten Song beisteuerte. Und anders, als ursprünglich vorgesehen, begleite ihn bereits hierbei und auch fortan der Köpenicker Stadtstreicher (aka unser „Onkel mit der Laterne“) Tobias Unterberg am Cello. Schlichtweg beeindruckend und bewegend!
Letzteres gilt gleichermaßen für die Erzählungen rund um Tod und Beisetzung von Tamara in Münchehofe. Angelika Weiz und Toni Krahl berichten in Interviews. Manch Zuschauer schien insbesondere hier derart ergriffen, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb. „So ‘ne kleine Frau“ singt Manuel Schmid, was auch sonst.
Aber auch Tamara selbst kommt natürlich in Martins Werk zu Wort. Und lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie es gewesen ist, die als Chefin in der Band die Ansagen gemacht hat; allerlei Anekdoten aus dem Silly-Tourleben zeugen hiervon, etwa die unfreiwillig komische Begegnung mit Carlos Santana auf einem Festival in Dänemark. Eingerahmt wird all das von „Bataillon d’Amour“ und „Verlor‘ne Kinder“.
Richie Barton und Uwe Hassbecker waren indes die wichtigsten Männer an Tamaras Seite, und das nicht nur beruflich. Der Umgang mit dem daraus zwangläufig einhergehenden Konflikt füllt ein weiteres Kapitel des Buches; Interviews der beteiligten Protagonisten belegen den letztlich hochprofessionellen Umgang aller hiermit.
Und wir hören „Bye Bye“ und „Asyl im Paradies“ und wissen in diesem Moment alle, dass der Schmerz über den Verlust auch nach 27 Jahren immer noch immer nicht verwunden ist.
Wir sind wieder und wieder ergriffen, aber auch dankbar für all das, was Tamara Danz uns hinterlassen hat. Und für die Erinnerungen, die Wolfgang Martin in seinem Werk so trefflich und emphatisch aufs Papier brachte und uns an diesem Sonntag zu Gemüte geführt hat.
Mit der – einmal mehr ausgesprochen berührend dargebotenen – Zugabe „Paradiesvögel“ setzten Manuel Schmid und Tobias Unterberg einen würdigen Schlusspunkt unter unser Après Church SPEZIAL.
Danke auch hierfür. Und ja – wir werden das wieder machen!
gez. Plum
Nächsten Sonntag: https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-marie-chain/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12. Einlass ab 11Uhr –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Fotos: Dietmar Marquardt, Fred Beuster, Norbert Milzow