Heut wird ein schöner Tag gewesen sein
so schrieben wir vorab und wir haben nicht zu viel versprochen. Hannes Kreuziger besuchte den KunstHof und somit Köpenick, seine Heimat. Ist er doch in Köpenick geboren und in Grünau aufgewachsen. Lange schon wohnt er nicht mehr hier, somit war es für ihn selbst ein sehr emotionaler Moment, hier in der alten Heimat die Bühne zu erklimmen, umgeben von Gerüchen und Geräuschen seiner Kindheit. Das Wasser der Dahme, der Wind, das Zwitschern der Vögel….Das spült Erinnerungen hoch und ergibt nahezu zwangsläufig einen Gesprächsfaden zwischen Bühne und Publikum der sich so nur in der Heimat herstellen kann.
Zuhause
ist dann in diesem Fall eben nicht „nur“ ein Lied, sondern gelebte Wirklichkeit, im Moment und zu Hause fühlte sich Hannes auch sofort bei uns, auf unserer Insel der Gemeinschaft.
Hannes: „Ein sehr schöner Moment für mich, da schließen sich gerade viele Schaltkreise in meinem Herzen“
Die Ufer der alten Zeit
war somit der logische Start in einen verträumten, hellen, gefühlvollen Vormittag mit dem Songpoeten Hannes Kreuziger, der zwar ab und zu auch mit Band unterwegs ist, aber eben auch nach wie vor, wie in seinen Anfängen, allein mit seinem Piano, seiner Stimme und seinen Texten. Und mehr braucht es auch nicht, alles ist aus einem Guss, fügt sich ineinander und ist einfach gut so, wie es ist. Alles hat seine Zeit und seinen Raum, mal folgt man dem Klavier, mal der Stimme, aber immer natürlich dem Text, denn zu sagen, gibt es viel….
Futur II trifft Liedkultur
Ich muss nochmal darauf zurückkommen, also auf den Beginn des Berichtes und den Liedtitel „Heut wird ein schöner Tag gewesen sein“, weil das ein wunderbares Beispiel für intelligentes ungewöhnliches Songwriting ist. Es ist ja nicht nur so, dass zumindest mir (und ich kenne das Lied schon sehr lange) vorher kein anderes Beispiel der so prominenten Benutzung des Futur II im Liedgut bekannt war…geschenkt…das kann ja auch an mir liegen und es geht ja hier auch gar nicht vorrangig um Cleverness, aber – wie viel schöner kann es das Leben machen, wenn man mit genau diesem Gedanken in den Tag startet, so beim ersten Kaffee zum Beispiel. Und ja, im Lied selbst gibt es natürlich in den Strophen noch Vorsätze zu hören, warum dem dann so gewesen sein wird, aber im Prinzip reicht doch schon der Gedanke an sich. Probierts mal aus.
Sekunden
Ein Hinweis auf die Vergänglichkeit, ein Apell die Sekunde, den Moment zu ehren, das Hier-und-Jetzt zu feiern. Überhaupt geht es in Hannes ‘Liedern viel um Bewusstsein, um das Nicht-nebeneinander- und-aneinander-vorbei-Leben. Er hinterfragt viel. Sich und die Welt, aber das Ganze verpackt er eben in Melodien, die unangestrengt ins Herz gehen. Kein stumpfes AgitProp Geschwurbsel, es ist immer und jeder Zeit möglich, sich einfach auch „nur“ der Musik und seiner großartigen Stimme hinzugeben. Wer die Botschaft hören will – bitte sehr. Wer sich lieber unbekopft fühlend hingeben möchte…das geht auch und – bevor hier der Verdacht auftaucht, es wäre ein schwermütiger Vormittag gewesen- dafür waren dann auch die Geschichten aus der Kindheit zu unterhaltsam.
Vom Herzen sprechen
kann Hannes und wollte er auch hier in der alten Heimat und so erfuhren wir viel aus seiner Kindheit. Vom gescheiterten Versuch des Geige Lernens in der Musikschule Köpenick, was nach kürzester Zeit in einem Nervenzusammenbruch für seine Lehrerin endete. Ja wieso das denn? ☺
Jedenfalls durfte Hannes danach dann doch am Klavier seiner Oma und mit seinen Klavierlehrerinnen Frau Nestler und Frau Kastler die ersten Schritte gehen. Und das wurde für ihn immer dann interessant, wenn der kleine Hannes sich in der Auffassung der Lehrerin „verspielte“, also z.B. mitten im Bach ins Abschweifen kam…VERSPIELEN…Was für ein schönes Wort im Übrigen, bringt es doch, obwohl anders gemeint, die Verspieltheit gleich mit! Eine Kostprobe eines „verspielten“ Bach Stückes gab es zur großen Freude des Publikums gleich mitgeliefert. Da kochte der Hof schon mal hoch. Wie auch später beim „Hannes Applausometer“ der Stufe 12. Erkläre ich jetzt nicht, ihr hättet ja dabei sein können 😉
Ich wünsch Dir einen Engel
Auch dieses Lied gab es zu hören und Hannes widmete es den anwesenden KunstHof-Kindern, hat er doch selbst derer drei. (Also drei eigene, nicht drei KunstHof Kinder☺)
Klar, wenn man Kinder hat, dann schreibt man ihnen auch ein Lied. Also jedenfalls, wenn man Lieder schreiben kann. Ansonsten reicht es auch, wenn man den Kindern Lieder vorsingt. In jedem Fall sollte kein Kind dieser Welt ohne Musik aufwachsen. Musik ist das, was uns alle verbindet. Wie schon Henry Wadsworth Longfellow wusste: „Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit“.
Vorbei ist vorbei
Auch an diesem Sonntag, weil doch 13Uhr immer die behördlich verordnete Mittagsruhe droht. Bis zu diesem Punkt gab es 75min großartige Unterhaltung für das und auch mit dem Publikum. Gelebte Momente von Stille bis Sturm, übers Ohr zum Herzen, zum Hirn und zurück. Aber…jegliches hat seine Zeit. Und somit erklomm der Onkel mit der Laterne die Bühne, um den durchaus auch anwesenden neuen Gesichtern, die für Hannes angereist waren, das KunstHofKöpenick-Prinzip der kulturellen Teilhabe zu erklären.
Alle, die jede Woche kommen, kennen das ja sowieso, aber es kann auch nicht schaden, es immer wieder in die Köpfe und Herzen zu pflanzen, dass wir solidarisch miteinander sein müssen, dass es eben so ist, dass die einen mehr haben und die anderen weniger und das aber eben im Zugang zu Kultur keine Rolle spielen darf und somit die die mehr haben, eine Verantwortung für das Allgemeinwohl tragen und bei uns auf dem KunstHof auch gerne tragen. Dafür hier an dieser Stelle mal wieder ein großes DANKESCHÖN. Auch für eure stetige Wertschätzung der erbrachten künstlerischen Darbietungen.
Durch die immerwährende billige Verfügbarkeit von Geräusch in den Fahrstühlen, Kaufhäusern und Streamingdiensten dieser Welt setzt sich schleichend der Gedanke durch, dass Musik, dass Kunst nichts kostet, nichts kosten darf.
Dem ist nicht so. Kunst allgemein, inklusive der Musik ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Aber nicht nur der Künstler spiegelt die Gesellschaft. Der Umgang der Gesellschaft mit ihrer Kultur, mit ihren Künstlern sagt viel aus über ihre Werte, ihr Denken, ihr Bewusstsein und über das was sie von ihren Bürgern hält. Gell Senat von Berlin? ☺
(Warum fällt mir gerade jetzt diese Petition ein? https://weact.campact.de/petitions/berlinistkultur-zusammen-fur-die-kultur-kultur-fur-die-gemeinschaft?source=rawlink&utm_medium=recommendation&utm_source=rawlink&share=35fb1fc4-e51a-4d38-8968-d95173403c9d )
Es kann so einfach sein
Prüfe Dich selbst und gib was Du kannst und was es Dir Wert ist, dass es auch für die nächste Generation noch Kunst gibt, die nicht ausschließlich KI generiert ist.
Apropos nächste Generation: An diesem Sonntag sammelte die erste Generation Sammelkind (Anna) gemeinsam mit der zweiten Generation Sammelkind (Sofia und Frida) und das wieder mit Lust und Laune. Und Anna schmiss nebenbei noch den Merch Stand und half wie immer beim Auf- und Abbau bei Bühne und Ton. Es ist so erfrischend euch zu haben.
Einfach Danke
dafür ihr Lieben. Und danke Hannes für den schönen Vormittag mit Dir. Ich bin mir sicher wir sehen uns wieder. Das sagt das Applausometer voraus☺
Danke Petrus für die angenehme Temperatur und die Sonne an diesem Sonntag, danke dem unermüdlichen KunstHof Team für den nicht nachlassenden Enthusiasmus und wie immer
DANKE LEBEN!
Gez. Plisch
Hier noch einmal der Hinweis auf die Seite des Tourismusvereins mit aktuellen Baustelleninformationen.
NÄCHSTEN SONNTAG – GEHT ES WEITER MIT
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-e-la-luna-2/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken.
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick.
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Alt Köpenick 12 – Einlass ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
Alle Konzertberichte des Jahres zum Nachlesen findet ihr auf unserer Website unter dem Reiter APRÈS CHURCH – Alle Konzertberichte
https://kunsthofkoepenick.eu/category/allgemein/
Fotos: Norbert Milzow