Der Sonne entgegen
sollte heute der Eröffnungssong sein und ehrlich gesagt, als das KunstHof-Team am Morgen in den Tag startete, war nicht absehbar, dass wir die Sonne heute sogar noch treffen sollten. Kühl war es und es regnete während des gesamten Aufbaus. Nun bringt uns das nicht mehr wirklich aus der Ruhe, weil wir um unser geschätztes Stammpublikum wissen. Ja, in den ersten zwei Jahren konnte es durchaus vorkommen, dass wir bei so einem Wetter mit 15 Leuten den Vormittag verbrachten, aber diese Zeiten sind lange vorbei und fast niemand lässt sich mehr vom Wetter einen tollen Vormittag bei Musik, Wasserblick und netten Menschen nehmen. Unsere Schirme, Pavillons und Decken lassen alle trocken und warm sitzen und das hat sich rumgesprochen und durchgesetzt. Dafür geht der erste Dank des Tages wieder einmal an unser wunderbares Publikum…. DANKE!
Bei uns schaut keiner
stimmt also zum Glück nicht mal bei Regen und ist doch ein Lied von Ulrich Kleemann, der heute zu Gast war. 2020 war dieses Konzert schon einmal geplant, fiel aber (aus Gründen) aus und ZACK…keine 5 Jahre später holten wir es nun nach 😉.
Oliver Bostroem hatte wohl damals den Onkel mit der Laterne und Zeremonienmeister Tobias 2019 zu einem Auftritt der beiden nach Friedrichshagen eingeladen und so kam der Stein ins Rollen, denn auch Oliver, der ja schon auf unserer Bühne stand, sollte heute mit an Bord sein und mit seiner Gitarre Goldstaub über die Lieder von Ulrich streuen. Also für alle die nicht da waren. Ulrich ist ein Liedermacher, der sich zumeist alleine auf der Gitarre begleitet, sich aber eben sehr gern, wenn es möglich ist, zusätzlich von Oliver begleiten lässt. Und das zu Recht!
All die Jahre
kam es irgendwie nicht dazu, die beiden hatten sich lange nicht gesehen und sich nun aber für zwei Konzerte, eines davon bei uns, wiedergefunden und das passt super. Wobei man sagen muss, ihr kennt ihn ja, wo passt Oliver eigentlich nicht? 😉 Ok, bei den Kastelruther Spatzen wäre es vielleicht schwierig, aber…wer weiß, wahrscheinlich würde uns das dann auch noch gefallen…Jedenfalls ist er ein ganz außergewöhnlicher Gitarrist, der sich wunderbar auf Projekte, auf Lieder, auf Menschen einlassen kann und wirklich jedes Projekt besser macht, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Vielleicht bemerkt ihn nicht gleich jeder, aber glaubt mir, man würde merken, wenn er nicht da ist! Und das weiß auch Ulrich und er weiß, es für seine Lieder zu nutzen.
Achterbahn
zum Beispiel. Ulrich erzählte, dass der Lindenberg Film seinerzeit der Anstoß zu diesem Lied war und nicht nur in diesem Lied hört man durch, dass Ulrich wohl, wie auch unser Onkel mit der Laterne, eine große Affinität zum Großmeister Udo L hat. Otto Krause z.B. später im Programm ist auch so ne Nummer. Hier in diesem jedoch war auch wieder eines der vielen kleinen durchsichtigen schönen Gitarrensoli von Oliver zu hören und bei Anleihen fällt mir noch ein, dass ich auch das eine oder andere Mal an Dire Straits denken musste.
Keiner da
„Es gibt so Momente im Leben, da muss man alleine durch“…Eine der kürzeren Ansagen von Ulrich, wahrscheinlich weil sein erster Produzent ihm vor Jahren einmal sagte: „Quatsch nich so viel, Du bist doch nicht Campino“ 😉. Guter Spruch, aber gilt nicht auf dem KunstHof. Unser Publikum mag es sehr mitgenommen zu werden, sich hinter die Kulissen eines Songs zu begeben, etwas zur Entstehung zu erfahren. Einfach Musik hören könnte man ja auch zu Hause. Auf m Hof geht es immer auch um die Begegnung. Die Begegnung untereinander, aber eben und gerade auch die mit den Künstlerinnen und Künstlern, die bei uns sehr dicht am Publikum sind. Es gibt keinen wirklichen Rückzugsraum, keinen tollen Backstagebereich, keine Komfortzone, keine dunkle Bühne, keinen Abstand zu den Leuten und das, gepaart mit der ungewöhnlichen Spielzeit vor dem Aufstehen, verführt den Einen oder die Andere dazu auch mal Dinge zu erzählen, die ein wenig privater sind, die man nicht in einer normalen Konzertsituation erzählen würde. Irgendwie sind wir die „Inas Nacht“ unter den Konzertveranstaltungen. Auch dort werden teilweise Dinge offenbart, die den gleichen Gästen in einer „normalen“ Talkshow niemals entschlüpfen würden.
Alles vergessen
in diesen Momenten. Die Kameras, die Leute vor dem Fernseher…. Die Gäste fühlen sich zu Hause oder wie bei einer guten Freundin am Küchentisch und dann reden sie eben auch manchmal wie zu Hause. Perfide aber schön fürs Publikum 😉
Stunde null
Wobei sich Ulrich schon in den Liedtexten selbst ziemlich offen legt, alles dreht sich um persönliche Erlebnisse, menschliche Gefühle und alltägliche Geschichten. Themen wie Liebe, Sorgen und Sehnsucht treffen auf Lebensfreude und Hoffnung und das immer aus der eigenen sehr persönlichen Perspektive. Und sehr persönlich war auch das Wunschdatum für sein Konzert bei uns. War es doch der Geburtstag seiner Lebensgefährtin Carmen, die natürlich zugegen war und von Ulrich und dem Publikum mit einem Geburtstagsständchen gefeiert wurde. Und singen kann unser Publikum ja, nur dieses spezielle Geburtstagslied „Viel Glück und viel Segen“ ist dann doch in Köpenick nicht so verbreitet wie andere Geburtstagslieder. Schön war es trotzdem!
Immer Sommer
kann es leider nicht sein und so befinden wir uns ja schon auf der Zielgeraden der diesjährigen Saison. Nur noch 4x Aprés Church und 1x Adventskonzert und dann ist Winterpause und auch das heutige fünftletzte Konzert neigte sich dem Ende.
Der Weg
jedoch ist doch ein guter Fingerzeig, um euch wiederholt auf die Website des Tourismusvereins zu leiten, der uns dankenswerter Weise durch den Baustellendschungel leitet und das wohl noch ziemlich lange:
Hier also die Informationen zu den aktuellen Sperrungen, Umleitungen und Ersatzverkehren:
Die aktuellen Flyer dazu liegen bei uns ja auch immer aus!
kleiner weißer Vogel
ein Freiheitslied, musikalisch mit (subjektiv empfunden) musikalischen Anleihen zwischen Lindenberg und BAP muss jetzt mal herhalten, um etwas lokalpolitisch loszuwerden. Zur Freiheit und zur Demokratie gehört Kultur und diese gilt es zu schützen und nicht zu zusammenzukürzen. Und nein, hier geht es jetzt mal nicht um den KunstHofköpenick e.V., der sich auch gerne wünschen würde seinen Ort längerfristig gesichert zu bekommen, nein, hier geht es aus aktuellem Anlass um das Schlossplatztheater, dessen Fahne wir auf der Bühne gehisst hatten. Am Sonnabend nämlich gab es das jährliche Fest zu dem wir auch eingeladen und zugegen waren und doch war es diesmal ganz anders. Nach 30 Jahren fällt nämlich die Basisförderung für dieses Projekt weg und ich will mich gar nicht einmischen in die unterschiedlichen Auffassungen von „Das Geld wurde gestrichen“ zu „Das Geld wurde nicht gestrichen, es ist jetzt nur woanders“….Fazit ist, zugunsten eines weiteren Projektes im Inneren des S-Bahn Gürtels wird hier eine Institution geschreddert, die nicht nur wunderbare und vielfältige Eigenproduktionen im Bereich neue Oper, Junge Oper, Schauspiel, Kinder, Jugend und Puppentheater auf die Bühne bringt, zusätzlich ein Ort für außergewöhnliche Gastspiele ist, sondern die auch über ihre Arbeit in Schulen und mit Kindern in Projekten und mehreren Theatergruppen einen ungemein wichtigen Fußabdruck in unserem Bezirk und weit darüber hinaus vorzuweisen hat. Niemand der seit 1995 hier im Bezirk eine Schule besucht hat oder Kinder in einer Schule hatte, kann am Schlossplatztheater vorbeigekommen sein.
Und…lieber Senat von Berlin. WIR SIND AUCH BERLIN! Wenn ihr das nicht anerkennt und wollt, dann lasst uns drüber reden. Wirtschaftlich brauchen wir Berlin weniger als ihr Treptow-Köpenick. Dafür sorgen schon alleine Adlershof oder inzwischen auch wieder Schöneweide und Treptow. Es ist ein Unding, dass wir, wie alle anderen Stadtbezirke, unsere Steuereinnahmen ans Land abtreten, aber bei Zuwendungen für z.B. eben Kultur immer mehr das Gefühl haben, ihr interessiert euch außerhalb des S-Bahn Rings eigentlich einen Scheiß für das Leben, die Arbeit, DIE KULTUR und die Basisarbeit dort, die euch legitimiert. Und dieses Gefühl setzt ihr auch nicht außer Kraft mit der Berufung auf eine Jury. Dann denkt halt mal über die Zusammensetzung und die Kriterien nach, nach denen eine solche Jury hinter der ihr euch verstecken könnt entscheidet. Oder wie gesagt, gebt uns frei, dann machen wir das eben alleine.
Vermissen
würde ich persönlich Berlin nicht, das SCHLOSSPLATZTHEATER hingegen schon und deshalb waren wir gestern da und sahen ein Feuerwerk der Emotionen. Künstlerinnen und Künstler aus den letzten 30 Jahren brachten kurze Sequenzen aus ihren Stücken, immer begleitet von zugespielten Fotos der jeweiligen Inszenierungen. Der Köpenicker Stadtstreicher Tobias Unterberg war mit Birgit Blasche vertreten mit einem Duett aus einem Theaterstück, welches er zusammen mit Kai Schubert, Birgit Blasche und Jelena Fräntzel für das Schlossplatztheater entwickelt hat. Wie noch zwei weitere Stücke. Die Höhepunkte jedoch waren zum einen das Grußwort des ehemaligen Bürgermeisters Klaus Ulbricht und der Ausschnitt der Jugentheatergruppe aus dem Stück „Hinter der Tapete“. Unglaublich gut und immer wieder schön zu sehen, mit wieviel Hingabe UND TALENT in diesen Kindern und Jugendthetaergruppen gearbeitet wird und das eben seit 30 Jahren.
CHAPEEAU ihr „kleinen“ großen KünstlerInnen!
1000 kleine Lichter
zünden wir dafür an, dass das bitte nicht zu Ende geht, eine Lösung gefunden wird oder vielleicht sogar das Abgeordnetenhaus zu einer Lösung beiträgt. Dunja Wolff, Maik Penn und Martin Sattelkau, Vertreter für Treptow Köpenick im Abgeordnetenhaus waren ja zugegen, wie auch Abgeordnete der BVV mit ihrem Vorsteher Peter Groos. Auch der aktuelle Bezirksbürgermeister Oliver Igel und unser Stadtrat für Kultur Marco Brauchmann sprachen aufmunternde Grußworte. Den Worten müssen nun Taten folgen, gerade die Kultur MUSS ihre Stimme erheben, um die Vertreter der Politik immer wieder und immer lauter darauf aufmerksam zu machen, dass unsere Demokratie nur mit Kultur und Bildung erhalten werden kann. Wir sind keine Bittsteller, wir sind ein großer und gewichtiger Teil dieses Gemeinwesens und wenn wir kaputt gehen, geht ihr mit. Das muss euch klar werden!
Höre den Wind
bevor es zu spät ist. Ulrich ist ja ein politisch denkender Kopf und wird mir deshalb diesen Ausflug in die Lokalpolitik nachsehen. Wir müssen kämpfen und wir müssen dazu nicht immer zwangsläufig einer Meinung sein, darum geht es nicht. Wir alle müssen im Gespräch bleiben und uns aushalten, auch in den Widersprüchen. Aber dafür muss es Bühnen, wie unsere, und Theater, wie das Schlossplatztheater, eben noch geben, damit wir im Austausch und in der Reibung bleiben können! Und Reibung erzeugt Wärme, das haben scheinbar nur viele vergessen.
Otto Krause
um mal das Thema zu wechseln. Ulrich kann auch anders – Es muss ja nicht immer schwer daherkommen. Man muss auch mal durchatmen und lächeln, weil das gesund ist und
tanzen
soll man auch, wenn auch auf dem KunstHof zumeist nur im Sitzen, aber innerliches tanzen ist auch ne feine Sache. Und somit schließt sich der Kreis der dargebotenen Vielfalt von Ulrich Kleemann, begleitet von Oliver Bostroem, die sich wie am Anfang erwähnt „der Sonne entgegen“ spielten, die gegen Ende des Konzerts wirklich noch durchbrach und bis zu ihrem Untergang nicht mehr verschwinden sollte. Der Onkel mit der Laterne begrüßte heute durchaus ein paar neue Gesichter, sogar aus Hannover war man für Ulrich und den Geburtstag von Carmen angereist. Er erklärte, wie üblich unser Konzept des „Einer-trage-des-anderen-Last“ und übte mit den Neubesuchern den kurzen (aber reichlich verdienten) Applaus für unser fabulöses Team – Danke ihr schönen Menschen – Die Geldsammel“kinder“ waren heute aus Generation 1 Wilma, aus Generation 2 Hannes und erstmalig aus Generation 3 Ramona. Vielen Dank auch euch! Nur ein halber Dank geht heute zu Petrus, am Ende ok, aber bitte, die letzten 4 Konzerte bitte wieder komplett in schön, ja?!
Natürlich sagen wir DANKE Ulrich und Oliver, für einen kurzweiligen Vormittag und wer die Fotos aufmerksam studiert, wird nicht nur die Fahne des Schlossplatztheaters entdecken, sondern auch ein Foto mit Oliver und Petra welches vielleicht ein kleiner aber feiner Hinweis auf den Mai 2026 sein könnte 😉
Carmen, Ulrich und die Familie machten sich auf den Weg zum Geburtstagsessen, Oliver zu einer Ausstellungseröffnung und wir saßen nach dem Rückbau des Hofes, wie üblich bis zum Sonnenuntergang in der Grünstraße und ließen den Sonntag gemeinsam ausklingen.
Das Leben ist schön!!!
Gez. Plisch
NÄCHSTEN SONNTAG Teil 3 von 3 der Leipziger Wochen:
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-mehr-als-wir-2/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12 – Einlass 11Uhr – EINTRITT FREI –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Alle Konzertberichte des Jahres zum Nachlesen findet ihr auf unserer Website unter dem Reiter APRÈS CHURCH – Alle Konzertberichte
https://kunsthofkoepenick.eu/category/allgemein/
Fotos: Norbert Milzow