Und da war es nun, unser erstes „Après Churchspezial“ mit dem Thema „25 Jahre Städtepartnerschaft Treptow- Köpenick und Cajamarca“.
Nicht, dass wir nicht auch schon bei den ersten 4 Sonntagen in dieser Saison gutes Wetter hatten, aber der erste wirkliche Sommertag war nun punktgenau dieser. Keine Ahnung, wie gerade das Wetter in den Anden ist, aber für uns Unwissende war es zum Einfühlen schon hilfreich, dass es keinen Schneesturm gab 😊
Dem Anlass entsprechend waren vom Luisenhain kommend links und rechts des Weges zum KunstHof Stände aufgebaut, so konnte man sich zum Beispiel über die „AG Städtepartnerschaft“ informieren und auch über weitere noch stattfindende Veranstaltungen in diesem Jahr. Der „Weltladen“ war auch vertreten, von dort beziehen wir ja den Kaffee, den ihr bei uns Sonntags bekommt, also die „Treptow-Köpenicker Bohne“, einen Kaffee mit Fairtrade Siegel, der zu 60% von der Kooperative Norandino stammt, die…Überraschung….natürlich aus der Region Cajamarca stammt. Auch die „Bürgerstiftung TK“ war wieder mit ihrer Lostrommel da, gibt es doch zur Zeit wieder eine Tombola, deren Einnahmen am Ende Projekten in Treptow-Köpenick zufließt, welche von der Bürgerstiftung unterstützt werden.
So war dann auch der KunstHof dieses Mal schon 11Uhr richtig gefüllt und es konnte vorab noch das eine oder andere Gespräch geführt werden.
Nachdem Tobias alias „der Onkel mit der Laterne“ die „Gemeinde“ begrüßt hatte eröffnete unser Schirmherr der Veranstaltung, der Vorsteher der
Bezirksverordnetenversammlung Peter Groos das Konzert und begrüßte neben dem Publikum und dem KunstHofKöpenick e.V. auch die weiteren Mitstreiter Michael Schrick von der AG Städtepartnerschaft und die Beauftragte für Städtepartnerschaften im Bezirksamt Sonja Eichmann. Auch unser Bezirksbürgermeister Oliver Igel wurde natürlich begrüßt, allerdings war er in zivil und gänzlich privat da. Das kommt ja ab und zu mal vor, wenn es seine Zeit erlaubt und freut uns immer sehr!
Zu erwähnen sei allerdings an dieser Stelle, dass das „Büro des Bürgermeisters, Abteilung Veranstaltungen“ noch unter der Federführung von Peter Pabst diese Veranstaltung quasi mit aus der Taufe gehoben hat und z.B. für die Stände und Genehmigungen verantwortlich zeigte, aber auch sonst immer ein guter Ansprechpartner für den KunstHofKöpenick und die Belange der Kultur der Altstadt war. Diese, unsere Altstadtinsel, ist und bleibt nun mal das Aushängeschild des Bezirks und will gepflegt, umsorgt und mit Kultur bestückt sein. Danke Peter für die jahrelange gute Zusammenarbeit! Peter Pabst geht nun in den (Un)Ruhestand und der KunstHofKöpenick hofft natürlich auf die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Kay Kowarsch, der dieses Büro nun leiten wird. Christian Schulz bleibt ja im Büro und war am Sonntag auch vor Ort. Danke auch Dir Christian.
Nicht unerwähnt wollen wir lassen, dass Peter Groos auch einen Ehrengast begrüßen konnte: H. Enrique Noria Freyre, seines Zeichens Gesandter-Botschaftsrat für Zusammenarbeit und Kultur der Botschaft von Peru in Deutschland war vor Ort. Wir freuen uns sehr über diesen Besuch und darüber, dass der Herr Gesandte seinen Besuch bei uns sichtlich genossen hat.
Auch einige Abgeordnete der Bezirksverordnetenversammlung waren zugegen und wurden herzlich begrüßt. Nach einigen erklärenden Worten zu Städtepartnerschaften und deren Sinn, ja deren unmittelbaren Einfluss auf die Verständigung, die eben kommunal und unter Bürgern funktioniert und funktionieren muss, egal in welchen Zeiten, wurde es dann auch Zeit die Band zu begrüßen:
ALMA ANDINA
Das heißt: „die Seele der Anden“ und nun wissen wir auch warum!
David Sandoval: Gitarre, Charango, Perkussion und Gesang Libio Baldoceda: Blasinstrumenten aus den Anden, Cajon, Perkussion und Gesang
Die beiden sind nicht nur ausgezeichnete Musiker und Meister ihres Fachs, sondern ausgesprochen kommunikativ und unterhaltsam und konnten uns somit mitnehmen auf eine musikalische Reise durch Peru vom Hochgebirge der Anden, über den Carneval von Cajamarca, den Ausläufer des Amazonas Regenwald bis hin zum Ozean. Musikalisch enthielt der Vormittag doch so einige Überraschungen, die Vielfalt der peruanischen Musik betreffend.
Ausgebufft begannen sie ihr Programm mit „El condor pasa“, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, das hat nun wirklich Jeder und Jede schon einmal gehört und dennoch…in dieser Interpretation der beiden war es ein wirklicher Genuss und kein bloßes Nachspielen eines Welthits. Für mich ist das die große Kunst, das Publikum zu Beginn mit scheinbar Vertrautem abzuholen, es aber dann doch zu seinem ganz eigenen Stück Musik zu machen. Chapeau dafür! Und nebenbei…da es eben ein Welthit ist, ich bin mir nicht sicher, ob eine Umfrage unter dem Publikum ergeben hätte, dass der Komponist von „El condor Pasa“ aus Peru kam. (Daniel Alomia Robles war sein Name und er komponierte dieses Stück Musikgeschichte 1913). Mein erster Zugang zu diesem Lied kam als Kind über chilenische Freunde, die es ja (aus Gründen oder nennen wir es Pinochet) in der DDR gab.
Durch die Musik zu erfahren, wie vielfältig ein Land ist, ist eben besser als ein reiner Vortrag. Nicht der Kopf, sondern der Bauch entscheidet dann über die Aufnahme der Informationen und das passierte so leichtfüßig und nebenbei, dass es eine Freude war. Von den Anden weg und der Musik, die die meisten von uns wohl am ehesten folkloristisch mit Peru verbinden, ging es dann in andere Regionen und wir erfuhren etwas über die Einflüsse, die vor mehr als 500 Jahren die peruanische Gesellschaft erreichten und somit auch die Kultur und besonders die Musik beeinflussten. Ich rede von afro-peruanisch kreolischer Musik, also die Einflüsse, die die Musik des afrikanischen Kontinents auf die peruanische Musik hatte und hat. Da verbinden sich 2 Elemente zu etwas wirklich außergewöhnlich Schönem und Prägenden für die populäre Musik bis in die Neuzeit herein.
Apropos prägend: Libio spielte ja unter anderem die CAJON. Und dem aufmerksamen KunstHof-Besucher der letzten Jahre konnte nicht entgehen, dass sehr viele Schlagzeuger, Perkussionisten, egal welchen Genres, eine CAJON dabeihatten, also eine Holzkiste. (Das nämlich heißt Cajon. Ursprünglich waren es einfache Transportkisten, auf denen die afrikanischen Sklaven trommelten, weil ihnen die Trommeln genommen wurden, inzwischen sind es richtige wunderbare und unterschiedlich gebaute und klingende Instrumente).
Oftmals ist es auch der einzige Weg, um open Air in einem Wohngebiet überhaupt zu trommeln. Was wir aber nun seit letztem Sonntag wissen ist, dass die CAJON eine Erfindung aus Peru ist. Da sind wir eben genau am Schnittpunkt der Vermischung der afrikanischen und peruanischen Musik zur afro-peruanisch kreolischen Musik, von welcher weiter oben die Rede war.
„Paco de Lucia“ war auf einer Tournee so begeistert von der Begegnung mit der Cajon, dass er sie mit nach Europa brachte. Aus der spanischen Musik ist sie seitdem nicht mehr wegzudenken, aber…wie gesagt…inzwischen gehört sie zum Repertoire und zur Ausstattung fast jedes Schlagzeugers, aber auf jeden Fall jedes Perkussionisten.
Ach so, wertes Publikum…Cajon wird im Übrigen Cachon gesprochen und zwar nicht wie bei China, sondern wie bei Drachen. Und bei Cajamarca ist es ebenso. Also Cachamarka.
Da sind wir auch schon beim vorletzten Redebeitrag des Vormittags: Michael Schrick erzählte uns noch etwas über die AG Städtepartnerschaft, deren Pläne für das Jubiläumsjahr und stellte uns auch noch den peruanischen Künstler Alexander Shimpukat vor, welcher in den nächsten Tagen ein großes Wandbild zum Thema nachhaltige und gerechte Welt am Gebäude Hans-Schmidt-Straße 16 gestalten wird. Er lud uns herzlich ein, dabei zu sein.
+++Eilmeldung++++Eilmeldung++++Eilmeldung++++12.20Uhr trafen dann auch die lang ersehnten Empanadas ein…Nein, nicht noch eine Band, sondern gefüllte Teigtaschen. Sehr schmackhaft!
Die letzte musikalische Runde wurde nun eingeläutet und so konnten wir erfahren, wie der typische Gitarrenrhythmus für die Volkslieder aus der Region Cajamarca ist und…das geneigte Publikum übte sich sogar im Klatschen dieses Rhythmus` zum Lied „Matarina“…zu guter Letzt sang dann auch der ganze Hof Matarina – Matarina und es wurde Zeit für die obligatorische Geldsammelrede vom „Onkel mit der Laterne“.
Wie immer mit dem Hinweis auf Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt und mit der Hilfe vom „Geldabholkind Anna“ wurde dem Publikum der Obolus für die Künstler von Alma Andina entlockt und mit einem letzten Lied und einer frenetisch eingeforderten Zugabe endete ein wirklich schöner Vormittag im Zeichen der Städtepartnerschaft zwischen Cajamarca und Treptow-Köpenick.
Anschließende Gespräche zwischen Publikum, Ausrichtern, Ehrengästen und der Band zeigten es ganz deutlich: Ja…Musik kann und muss verbinden, was viel zu oft gegeneinander ausgespielt wird. Musik ist eine universelle Sprache und unterscheidet nicht nach Hautfarbe, Religion, Abstammung oder Herkunft.
Das zeigt der KunstHofKöpenick nicht nur beim „Friedenskonzert“, sondern jeden Sonntag beim „Après Church“ der nachbarschaftlich verbindenden Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur.
„Vielen Dank!“ David und Libio für die wunderbare Musik und die Einblicke in die
peruanische Kultur. Dank auch allen Gästen, Ehrengästen, Mitausrichtern, unserem Team und unserem Schirmherren Peter Groos, aber der größte Dank geht wie immer an unser wunderbares Publikum.
Wir sehen uns wieder diesen Sonntag bei KimKoi.
Gez. Plisch
Fotos: Norbert Milzow