Der Ort des Geschehens
ist für uns nun wirklich leicht zu definieren. Unser schöner KunstHofKöpenick mit all seinen verrückten Kulturarbeitern, die immer ab 9Uhr in allen Ecken herumwuseln, um diesen Ort zu einem unvergessenen zu machen. Für COLBINGER hingegen war unser Ort ein neuer und so war er neugierig auf uns und um 9.30Uhr da. Wieder einmal bekamen wir schon vor dem Konzert gespiegelt, dass aufgeht, was uns so wichtig ist. Wir wollen uns selbst bei jeder Veranstaltung gemeinsam einen wunderbaren Tag bereiten. Naturgemäß geht das am besten, wenn alle freiwillig und mit guter Laune anpacken. Das ist dann eben auch der erste Eindruck, den der jeweilige Act am frühen Morgen bekommt. Ein freundliches „Hallo, da bist Du ja, komm rein, wir freuen uns, willst Du einen Kaffee?“ ist eben eine schönere Begrüßung, als ein „Was, jetzt schon? Die Bühne ist da vorne“.
Der erste Schritt
ist dann schon gemacht. Und ganz nebenbei wird also ein neuer musikalischer Gast in unseren Sog gezogen und ist auf dem besten Weg, auch einen guten Tag zu haben, nach Hause zu kommen, eben an den Ort des jeweiligen Geschehens. Und das ist gar nicht so schwer. Die Kette zieht sich dann nämlich einfach weiter. Das Team hat Spaß, holt den Künstler damit ab, lockert ihn für das frühe Aufspielen und 11Uhr wird die Gute-Laune-Kette einfach um den Punkt Publikum erweitert, was natürlich auch spürt, ob ein Ort im Einklang ist. Das öffnet Herz und Ohr für Ungewohntes oder Neues. Guter Sonntag vorprogrammiert. Check!
Probiert das mal selbst im Umfeld aus. Oder macht bei uns mit. Wir brauchen nur noch 925 zusätzliche Mitglieder, um den Hof dauerhaft zu finanzieren☺.
Das mit dem Freisein
ist EIN, vielleicht sogar DAS Thema bei COLBINGER. Frei sein, aber dem Anderen Raum geben und mit offenem Herz und klarem Geist durchs Leben gehen. COLBINGER selbst musste sich diesen Zustand auch erst erarbeiten, ging er doch durchaus nicht immer in seiner Vergangenheit mit klarem Geist durch das Leben, diese Erfahrung teilt er mit vielen seiner Kollegen und Vorbilder. Die einen schaffen es irgendwann, die anderen gehen früh von uns oder driften ab. Grenzerfahrungen sind in einem solchen Wanderleben immer mit dabei. Walk the line…
Hier und jetzt
bluest und rockt sich also der Barde mit der Gitarre durch das Land und durch seine Songs, gewürzt mit Zitaten und Geschichten seiner Helden von Billy Idol über Johnny Cash, Depeche Mode, Lemmy, Reinhard Mey oder AC/DC. Nein, hier geht es nicht um Cover im eigentlichen Sinne, hier geht es um bewusste Einflüsse, die man entweder verschweigen könnte oder sie sich selbst bewusst macht, nicht hinterm Berg hält damit, wo man herkommt, um eventuell besser zu verstehen, wo man sich gerade befindet oder vielleicht gar leise zu erahnen, wo es noch hingehen wird.
Sünder, Pilger und Rebell
So kann man das sagen, oder auch ganz anders, wenn man z.B. stolz auf einen Berg klettert, um sein Fähnchen dort zu setzen, um dann festzustellen, dass da schon ganz viele andere Fähnchen stecken. Aber darum geht es ja nicht. Man lebt ja sein eigenes Leben und nicht das der anderen. Man muss das Rad nicht neu erfinden, vier Dreiecke am Karren sehen sicher schick (und neu) aus, rumpeln aber dann am Ende doch gewaltig. Und COLBINGER erfindet das musikalische Rad nicht neu, ist dabei aber absolut bei sich und auf seinem Weg. Ein „Freigeist“, was eben nicht gleichbedeutend ist mit „frei von Geist“!
Egal welche Hautfarbe, sei kein Idiot
ist schon mal ein guter Ansatz. Irgendwann in einem Bericht erwähnte ich ja schon einmal, wie mich die Worte bewegt haben, die der Vater einst Marcel Reif mit auf den Weg gab:
„Sei a Mensch, sei ein Mensch“. Das meint eben genau das. Und um den Bogen zu „Das mit dem Freisein“ noch einmal zu schließen. Frei sein heißt eben nicht, die eigene Freiheit über die Freiheit der anderen zu stellen. Und das Wort Freiheit kann man in diesem Kontext auch durchaus mal mit dem Wort Meinung belegen. Ja, man kann sich in die Augen schauen und anderer Meinung sein und sich das auch sagen. Man sollte nur nicht immer davon ausgehen, dass der jeweils andere diese Meinung teilt oder einfach annimmt. Wir haben die Freiheit anderer Meinung zu sein und die sollten wir uns gegenseitig auch lassen. Wir sollten uns sowieso viel öfter einfach lassen. Sein lassen…sein lassen, wie wir sind. Unterschiedlich eben und bunt und kompliziert, dass durchaus…
Das nennt man Leben
Wer hat denn gesagt, dass das einfach ist. War es nie und wird es nie sein. Umso schöner, dass des Sonntags im KunstHof so einiges einfacher scheint als drumherum. Zum Beispiel unser ureigenes „Steuersystem“, was natürlich auch heute wieder gegen Ende des Konzertes vom „Onkel mit der Laterne“ moderiert wurde und so simpel ist, dass es nach weltweiter Nachahmung auf höchster Ebene schreit. „Einer trage des Anderen Last“ ist ja als Spruch nun wirklich nicht unsere Erfindung, aber ihn in die Tat umzusetzen und sei es eben „nur“ im Kleinen, das ist ganz klar unser Ding.
Und ihr liebes Publikum macht es möglich. Ja, wir wollen kulturelle Teilhabe für alle bieten. Gerade und eben auch für alle, die zu wenig haben, um woanders an Kultur teilhaben zu können. Aber das fordert eben die von uns heraus, denen es besser geht. Und es fordert gerade die heraus, denen es viel besser geht. Selbsteinschätzung fordert es auch heraus. Wie gut geht es mir? Was kann ich geben? Was ist mir eine künstlerische Darbietung wert? Wie sehr liegt mir am Herzen, dass es auch morgen noch Künstlerinnen und Künstler gibt, die mit mir solche Momente teilen? Solidarität und Empathie sind auch gefragt. Spielt es eigentlich eine Rolle, dass ich persönlich mehr gebe als der Andere? Um es kurz zu machen, das klingt so kompliziert und fühlt sich mit euch doch so einfach an auf dem KunstHof.
Denn…ja…das KunstHof Team arbeitet, hier schließt sich der nächste Bogen, ehrenamtlich und mit Freude. Aber die Künstler, die wir einladen, füllen das dann mit ihrem Leben. Im besten Fall ist es also ein Geben und Nehmen. Mit euch ist es das. Ihr seid ein wunderbares wertschätzendes Publikum.
Salut dem Leben
kann man da nur mit COLBINGER sagen. Heute sammelten Anna und Hannes bei euch und beide haben das großartig gemacht. Vielen Dank – ihr zwei tollen Menschen! Vielen Dank COLBINGER für Deine Gedanken, danke dem Team, das Applausometer mit dem kurzen Applaus hat heute im Übrigen beim ersten Mal funktioniert, ups☺ Danke Petrus, es war grenzwertig warm, vor allem für Gitarren, aber es war auch sehr schön. Ein Gruß geht raus an Arno, der mal wieder vorbeigeschaut hat. Vielen Dank auch an die Städtepartnerschaft Treptow-Köpenick / Cajamarca, die heute mit einer Delegation aus unserer Partnergemeinde aus Peru vor Ort war, wir haben uns sehr über euren Besuch gefreut: Muchas gracias por su visita!…Danke liebe Katja für die wunderbare spanische begrüßung unserer Gäste…danke Susanna, die heute als unser reiches Vorbild herhalten musste…Und überhaupt…Danke Leben….
Machen wir uns auf
zum nächsten Konzert am Sonntag
Gez. Plisch
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken.
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick.
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Alt Köpenick 12 – Einlass ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
Alle Konzertberichte des Jahres zum Nachlesen findet ihr auf unserer Website unter dem Reiter APRÈS CHURCH – Alle Konzertberichte
https://kunsthofkoepenick.eu/category/allgemein/
Fotos: Dietmar Marquardt, Norbert Milzow