Can´t find may way home
Stimmt nicht, denn zum Glück finden „Sweet Confusion“ immer wieder nach Hause auf den KunstHofKöpenick und damit sind wir auch schon mittendrin in diesem wunderbaren sonnigen Vormittag, an welchem uns „alte“ Freunde besuchten. Steffi Breiting (Gesang), Tobias Hillig (Gitarre) und Volkmar Große am Bass, waren ja schon öfter bei uns. Volkmar auch schon mit seiner eigenen Band „Großes Handgemenge“. Heute stockten sie aber ihr Trio mit zusätzlichen Gästen auf. Einer, den wir auch schon seit langer Zeit Freund nennen dürfen und der schon öfter auf unserer Bühne stand, nämlich Matze Stolpe an der Bluesharp und an Piano und Orgel ein nunmehr neuer Freund Ludger Wirsig. Das bescherte uns heute also gleich VIER der besten Musiker der nördlichen Galaxie und eine der besten Sängerin noch dazu! Daraus folgt unweigerlich großartiges Zusammenspiel, tolle Interpretationen und meisterhaftes Beherrschen des jeweiligen Instruments, aber ohne sinnloses „Höher, Schneller, Weiter-Gegniedel“.
Nur Töne, die den direkten Weg ins Herz finden, werden gespielt. Der Rest wird einfach ausgespart und das ist gut so, nein, es ist hervorragend, beschert uns als KunstHof dadurch aber auch ein Dilemma.
Between the devil and the deepblue see
ist nicht nur ein Song von George Harrison, sondern eine Redewendung, die meint, sich zwischen zwei gleichermaßen unangenehmen Vorgehensweisen entscheiden zu müssen. Meint also ein Dilemma, nur poetischer ☺. Unser Dilemma mit „Sweet Confusion“ ist folgendes: Wir weisen ja immer darauf hin und eben darum auch viele Bands ab, dass wir an den wenigen Sonntagen, die wir zur Verfügung haben, keine Coverbands spielen lassen können. Wir wollen ja als KunstHof explizit Künstler und Künstlerinnen fördern, die sich mit eigenem Schaffen versuchen durchzuschlagen, was schwer genug ist. Ausnahmen gibt es bei uns nur für Jazz, in der Klassik, im Folk und im Blues, wobei es auch da darauf ankommt eine wirklich eigene Handschrift zu haben, um bei uns zu spielen UND für…Sweet Confusion, weil es einfach so betörend gut ist, was sie da zusammenbrauen und am Ende so sehr „Sweet Confusion“, dass man sich öfter dabei ertappt, das soeben Gehörte besser zu finden, als das Original. Das liegt unter anderem auch an der unvergleichlichen Stimme von Steffi und den gemeinsamen Satzgesängen mit Tobi und Volkmar die bei dem einen oder anderen Lied aufblitzen.
Unser „between the devil and the deep blue see“- Moment ist also am Ende doch eher ein Win/Win, denn…auch der wieder bis auf die Wiese gefüllte KunstHof und die Reaktionen des Publikums geben uns ja dann doch Recht, unsere Freunde alle paar Jahre mal wieder einzuladen.
(What`s so Funny `Bout) Peace, Love and Understanding
Steffi ruft auf der KunstHof Bühne den Weltfrieden aus. Versuchen muss man es ja. Immer wieder. Aber dieses wunderbare Lied ist eine einzige Frage. Es hat keine Antworten. Schon gar keine einfachen. Es scheint einmal (die Älteren erinnern sich☺) eine Zeit gegeben zu haben, in der man sich gegenseitig und sogar sich selbst einfach Fragen stellen konnte, ohne mit einem Fingerschnipp (oder Klick) schon die Antwort parat zu haben.
Z E I T zum Denken und zum gemeinsamen Austausch über den Weg.
Wir haben immer noch keine einfachen Antworten, auch 50 Jahre nach Erscheinen dieses Liedes nicht. Aber wir denken das, weil wir ein Tablet oder Handy bedienen können.
Wir Krone der Schöpfung. Ironie aus.
The Battle is over
but the war goes on. Noch so ein Knaller, ich kann nur jedem empfehlen sich mal (unabhängig von der tollen Musik) die Texte zu Gemüte zu führen. Da kommen manchmal schräge Gedanken auf, wie auch bei
The Times They Are a-Changing
inzwischen 60 Jahre hat der Song von Bob Dylan auf dem Buckel und ja, ich möchte ihn eigentlich so positiv hören, wie er damals gemeint war, aber in der heutigen Zeit kann man ihn auch ganz anders – als Dystopie – interpretieren. Die Zeiten haben sich geändert, einmal hin, einmal her – rundherum das ist nicht schwer…Die Kinder von damals sind eben die Väter und Großväter von heute und alles ist im Fluss…Da kann es auch mal Stromschnellen oder Hochwasser geben oder ein Damm bricht…
The slow blues in the middle
laut Volkmar ein Hinweis von Jeff Allen, der ab und zu bei Sweet Confusion, aber im Besonderen bei „MasterPeace“ trommelt, den langsamen Blues dramaturgisch in die Mitte des Programms zu legen. Und das tut uns jetzt auch mal ganz gut als Stopper, um thematisch hier im Bericht in andere Fahrwasser zu kommen.
Give me Love
hieß die musikalische Aufforderung der Band und das Publikum ließ sich nicht zweimal bitten.
Sogar mitten im Song gab es einen Applaus für einen wirklich laaaaaaaang gezogenen Ton von Steffi, die ihrerseits sowieso immer alle Liebe in die Performance legt
You`re so vain
Nee…Steffi…biste nich, Du bist einfach dufte und wenns Dir und dem Tobi in Thüringen zu kalt werden sollte, dann hat Köpenick euch doch schon längst adoptiert. Wie es sich für einen Blues gehörte, gab es auch noch ein paar wunderbare Soli von Klavier, Bluesharp, Gitarre und Bass. So macht das Spaß! Aber was wäre ein Konzert von Sweet Confusion ohne meine persönliche Lieblingsinterpretation des Liedes
Madame
aus der Feder von Gerulf Pannach. Schon als ich ihn das erste Mal von euch hörte, war ich hin und weg. So auch heute. Knaller Song und Knaller Umsetzung!
Loving You
Steffi. Und Tobi, Volkmar, Matze und Ludger liebe ich auch. Weil ich tolle Musiker liebe, weil ich großartige Musik liebe und weil ich euch einfach als Menschen liebe.
Got my mojo working
Bei euch immer. Und auch das Publikum wallte, sang und klatschte noch einmal voller Inbrunst mit. Immer wieder schön, wenn Musik keine Einbahnstraße ist. Und so ein Gemeinschaftserlebnis kann viel Kraft geben und für eine gewisse Zeit Leichtigkeit ins Komplizierte bringen.
Cruel to be kind
auch das n toller Song, aber viel passender wäre Kind to be cruel, weil auch an diesem Vormittag musste natürlich der Onkel mit der Laterne 15min vor dem Ende die Bühne erklimmen und damit nett aber grausam darauf hinweisen, dass auch dieses Konzert endlich sein würde. Und er tat das nicht, ohne wieder auf ein paar Dinge hinzuweisen. Zuerst einmal darauf, dass unsere Anna heute für den phantastischen Ton verantwortlich war! Sie muss sich ja langsam eingrooven, um 2025 bei ein paar Konzerten den Master of Desaster und Zeremonienmeister Tobias zu ersetzen, wenn er selbst mit dem infernalischen Trio auf Tour sein wird. Danke Anna, das war ein toller Job!
Have i told you
dass Du ne ziemlich coole Socke bist? Nee? Na dann jetzt!
Der kurze Applaus ging nach nur einer Probe wieder an das glorreiche KunstHofTeam. Leute, das Saisonende naht und wahrscheinlich nicht nur mir ist jetzt schon klar, dass mir die gemeinsamen Sonntage bis zum 27.April 2025 ziemlich fehlen werden! Aber dann geht`s ja endlich wieder los.
Natürlich wurde auch wieder unser fulminantes Steuersystem erklärt, damit auch wirklich jede Woche einer bereit ist, des anderen Last zu tragen und als „Reiche mit sozialem Gewissen aus unserer Mitte“ wurde diesmal Catrin auserkoren und bekam stellvertretend für alle Reichen unter uns einen Extra Applaus. Danke Catrin! Unsere Geldsammelkinder waren heute Anna, Wilma und der Schlu. Und zumindest Letztgenannter ist auch wirklich noch ein Kind. Danke ihr drei! Der größte Applaus ging aber natürlich völlig berechtigt an
SWEET CONFUSION.
A Piece of my heart
habt ihr schon lange erobert. Und das der Leute auf dem Hof sowieso, aber…ihr habt heute auch neue Herzen gewonnen. Schlenderer und Flaneure des Luisenhains die vom Klang angelockt herantraten, staunend und ungläubig euch bisher nicht gekannt zu haben. Also…weitermachen ☺
You ain`t going nowhere
außer auf die Bühnen dieser Welt und das natürlich auch irgendwann wieder bei uns auf dem KunstHofKöpenick. Wir bedanken uns bei Ludger, Matze, Volkmar, Tobi und Steffi für die Wärme und die Liebe, bei Petrus für die Herbstsonne, beim Publikum für die Treue und bei unseren Erschaffern (also Eltern, Erzeugern, Göttern, jeder wie er oder sie mag) dafür, dass wir da sind.
Das Leben ist schön.
Gez. Plisch
Wir sehen uns wieder zum Après church spezial am Sonntag
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken.
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick.
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Alt Köpenick 12 – Einlass ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
Alle Konzertberichte des Jahres zum Nachlesen findet ihr auf unserer Website unter dem Reiter APRÈS CHURCH – Alle Konzertberichte
https://kunsthofkoepenick.eu/category/allgemein/
Fotos: Dietmar Marquardt, Norbert Milzow