SONNTAG
Sonntag - häng' den Pelz in den Spind Sonntag - wärmer weht heut' der Wind Alle Blumen blüh'n und es ist Frühling da Und rund um uns ist es nun so weit Schau' nur, es blüht auf jeder Wiese Es blüht auf jedem Kleid Du siehst: Es ist Zeit
FÜR APRÈS CHURCH
Der KunstHof hatte geladen und alle waren erschienen, der Hof platzte aus allen Nähten, die Endsommersonne gab ihr absolut Bestes, nur die Schlussglocke des Gottesdienstes der Stadtkirche wollte nicht ganz pünktlich sein, weshalb „der Onkel mit der Laterne“ EXAKT 11.30Uhr das Konzert eröffnete und das verehrte Auditorium wieder einmal zum kanonischen „Bruder Jakob“ anstiftete. Dieses hinwiederum ertönte diesmal so schön, dass Thomas Putensen sich mit einem Orgelsound einklinkte und seinerseits das musikalische Programm mit einer Improvisation über das Thema von „Bruder Jakob“ eröffnete. Irgendwo zwischen Bach, Krug und Freestile Oper. Gigantisch gut. Wie wir in der Ankündigung schrubten: Herr der Tasten, Meister der Improvisation und und und…Schon zu Konzertbeginn alles eingelöst. Also Zack, danke…auf Wiedersehen…schön war`s bis zum nächsten Mal…
NEIN!
Natürlich nicht! War es doch so, dass am Ende der Anfangsimprovisation tatsächlich die Glocken läuteten. Etwas spät, aber eben sehr schön und das inspirierte Thomas Putensen dazu „SONNTAG“ zum Besten zu geben, siehe oben. Ein wunderbarer flockiger Song aus dem Oeuvre von Manfred Krug, danach ging es aber schon los mit Liedern aus der eigenen Feder des Nordlichts Putensen. Ja, darauf legt er Wert, er kommt aus dem Norden, aber ma unta uns…dit musste nich extra sajen Pute, dit höan wa Köpenicker janz jut raus aus deinen slang, weeßte? 😉 Apropos Köpenicker, die
Köpenicker Musikprominenz
war reichlich vertreten am Sonntag, genauer müssen wir natürlich sagen, die Treptow-Köpenicker Musikprominenz
Angelika Mann, Hugo Laartz, Werther Lohse, Dirk Zöllner und als Gast aus dem fernen Karlshorst Holly Loose, ließen es sich nicht entgehen uns und PUTENSEN zu besuchen. (Bei der Gelegenheit schonmal bitte vormerken, die Saisoneröffnung 2024 findet am 21. APRIL mit HOLLY LOOSE UND DAS KABINETT DES GLÜCKS statt!)
der Köpenicker Stadtstreicher
(Tobias Unterberg) ist ja seinerseits sowieso immer als „der Onkel mit der Laterne“ vor Ort und wenn Putensen ruft, dann kann er nicht anders und so wurde er schon ziemlich am Anfang zum „Nordwind“ auf die Bühne gerufen, um ein wenig mit dem Cello mitzufiedeln. Das kam etwas überraschend früh, weil erstens wollte er eigentlich noch n bissel am Ton schrauben und zweitens hatte er sich gerade in diesem Moment eine Zigarette angezündet. Aber…wie gesagt…wenn PUTE ruft, dann ist das eben so. Flugs im auf die Bühne klettern ruftetet Pute ihm A-Dur und E7/9 zu und das Cello sang nun mit.
Schon beim nächsten Lied „bedankte“ sich Tobias herzlich für die angesagte Tonart gis-Moll beim Lied über die Insel Oi. Bei dieser Tonart mussten also einige Klippen vor und hinter der Insel umschifft werden und ab da ging es dann zumeist zu zweit weiter.
Hochkonzentriert
musste sich Tobias improvisierend in die PUTENSEN Songs integrieren, die musikalisch durchaus komplex sind, also sowohl die eigenen, als auch die Manfred Krug oder Holger Biege Songs. Das ist keine Pop-Stangenware, wo man schon zwei Takte vorher weiß, wie die folgenden Akkorde sein werden, da sind Entscheidungen in Zehntelsekunden zu treffen und wenn die Entscheidung falsch ist, dann fällt das auf. Pute weiß ja immer schon vorher wohin er abbiegt. Aber…das passte wirklich gut zusammen und zumeist waren die Entscheidungen auch richtig 😊 So manches Duell wurde ausgefochten und zwischendurch glitten die beiden Improvisateure auch ab und zu in klassische Ebenen ab. Das sind die Momente, wo ganz klar wird, dass sowohl Thomas als auch Tobias Fans von J.S.Bach sind.
NOCH ´N GAST
Der oben schon erwähnte Hugo Laartz wurde von Pute im Publikum entdeckt und auf die Bühne gebeten und so kamen wir auch noch in den Genuss Hugo und Pute zusammen am Klavier zu erleben. Hugo ist zum Glück nach seiner Lehre NICHT Fernmeldemechaniker geblieben, sondern hat inzwischen Generationen von Musikern beeinflusst und/oder auf den Weg gebracht (so auch Thomas) und unzählige Musiker sind „durch seine Hände gegangen“. Haben sozusagen bei der „Modern Soul Band“ ihr Handwerk gelernt. Und diese 1968 gegründete Band gibt es immer noch, Hugo hält sie nach wie vor zusammen. Chapeau!!!!
Es gibt noch 5! Konzerte in diesem Jahr. Schaut mal hier, es lohnt sich https://www.modernsoulband.de/Termine/ (u.A. oooch mit dem Köpenicker Stadtstreicher)
Wir schwuffen ab
Zurück zum Sonntag, was soll man noch sagen. Technische Probleme gab es auch, es fing an mit einer gerissenen Gitarrensaite, scheinbar hatte Pute keine Ersatzsaite dabei und die von Hannes (DANKE) schnell herbeigeholte Ersatzgitarre hatte leider keine Batterie UND keine Stimmung 😊 Egal…das wurde genauso überspielt wie die plötzlich auftretende Brummschleife…Die Perfektion liegt im Unperfekten.
Ein perfektes Konzert sieht und hört man sicherlich in der Mercedes Benz Arena oder im Olympiastadion, nur, bei diesen Konzerten ist die Halle und die Stadt, die Stunde, der Tag, das Wetter und manchmal sogar der Song egal. Nix brummt, das Playback funktioniert und das „darstellende Spiel“ läuft wie geschmiert.
Anders bei uns auf dem KunstHof. Wenn die Künstler sich darauf einlassen, dann ist es ein besonderes einzigartiges Erlebnis. Da hupt mal ein Dampfer, ein Hund bellt, die Sonne scheint ins Gesicht oder der Wind pfeift in die Bühne, ein Weinglas klingelt, ein Vogel zwitschert und irgendeine Kirchenglocke läutet immer irgendwann, doch… alles ist Musik.
Wenn aber alles Musik ist, dann ist doch alles auch perfekt. Die Freiheit sich spielerisch und grenzenlos durch einen Vormittag zu musizieren, das ist perfekt. Und in dieser unserer Denkart von Freiheit und Perfektion war es ein überaus perfekter Vormittag. Für Künstler und Publikum. Thomas Putensen kann und will jeden Impuls aufnehmen. Ob er nun aus einem Geräusch oder einem Zuruf aus dem Publikum erwächst. „Impulskreativer“. Diese Zuschreibung haben wir für ihn in der Ankündigung gewählt Und womit? Mit Recht!
Geldsammelkind
nach der obligatorischen Geldsammelrede des Onkels mit der Laterne war heute wieder die Anna, vielen Dank. Leider hatte Pute kein Merch dabei und somit hattest Du wenig zu tun, aber Du hattest sichtbar trotzdem Spaß. Wie auch
Thomas Putensen
der nach dem letzten Song und den sehr sehr lauten ZUGABE-Rufen zu einer ganzen Stafette von Zugaben ausholte und der ganze Hof sang fleißig mit. Z.B. bei „Unsere Heimat“. Nicht alle mögen die alten Lieder aus Schulzeiten noch, aber alle kennen die Texte und die Melodien. Lustig! Wie auch die Weiterführung des Liedes „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ aus der Feder von Ed Stuhler.
Es steht ein Haus in Köpenick
und im Hof dieses Hauses befindet sich der KunstHofKöpenick. Jeden Sonntag und leider nur am Sonntag und das viele viele Jahre schon, aber seit einigen Jahren ohne Netz und doppelten Boden. Wir müssen endlich Lösungen finden, diesen Standort für die gemeinnützige Kulturarbeit zu sichern.
Aus der kommunalen Politik waren diesen Sonntag zwei Köpenicker Vertreter des Abgeordnetenhaus Berlin vor Ort, nämlich Maik Penn und Martin Sattelkau, sowie die Bezirksverordeten Petra Reichardt und Hannelore Eckert. Wir zählen auf ihre Unterstützung!
„Es steht ein Haus in New Orleans“, war dann auch der absolut letzte Song des Vormittags, natürlich mit dem Text von Manfred Krug und mit Cello. Am Ende glitten Thomas und Tobias noch einmal in ein bach`sches Improvisationsduell zwischen Orgel und Cello hinein.
Was für ein schöner Abschluss eines der letzten Sommertage diesen Jahres.
Danke Thomas Putensen, auch für Deine guten Wünsche den KunstHof betreffend. Danke euch und uns allen für gelebte Solidarität und die Gemeinschaft.
Das Leben kann so unperfekt schön sein!
Gez. Plisch
weiter geht es am SONNTAG :
https://kunsthofkoepenick.eu/veranstaltungen/apres-church-auf-dem-kunsthofkoepenick-bernd-rinser/
Après Church, die nachbarschaftliche verbindende Veranstaltungsreihe zum Erleben von Kultur bei Kaffee, Wein, Bier oder alkoholfreien Getränken
Jeden Sonntag 11.30Uhr bis 13.00Uhr auf dem KunstHofKöpenick
– Alt Köpenick 12. Einlass ab 11Uhr – EINTRITT FREI –
HÖRT IHR DIE GLOCKEN, MACHT EUCH AUF DIE SOCKEN!
Fotos: Dietmar Marquardt, Fred Beuster, Norbert Milzow