BEIDES – und das bei uns!
Warum eigentlich nicht, dachte sich wohl unser künstlerischer Direktor aka „Der Onkel mit der Laterne“ und wagte ein Experiment. Aber eigentlich war es denn letztlich doch keines, denn wer unseren Spielplan kennt, weiß um das stete Bemühen nach kontrastreichen Farbtupfern in unserem Programm.
Und so wurde am letzten Sonntag das Berliner Quartett „BEIDES“ von der Leine gelassen, um unser dem doch etwas frischen Westwind stramm Paroli bietenden Publikum mit auf die Reise zu nehmen. Wobei eben jene sich sogleich als etwas außergewöhnlich, ja atypisch gestalten sollte. Denn der musikalische Fundus der Künstler scheint eher im psychedelisch-avantgardistischen Bereich seine Heimat denn in volkstümlicher Schunkelei zu haben. Die Musiker selbst charakterisieren ihren Stil übrigens als „atmosphärisch, dramatisch, subtil, humorvoll und manchmal auch verstörend“, gelegentlich gar im (Ausdrucks-?) Tanz mündend; das auf unserer Bühne dargebotene Programm nennt sich „Apple Tree“.
Wir hören also die (überwiegend gezupfte) Bratsche, die (bolivianische) Charango, ein kleines Drum-Set und mächtig groovende Bassläufe, primär dem Bund und nicht etwa dem Korpus des Instrumentes entspringend. Dazu allerlei im ersten Moment verstörend wirkende Texte, die sich bei näherem Hinhören dann aber doch recht schnell als durchaus feinsinnige Prosa, sowohl aus eigener als auch fremder Feder stammend, entpuppten. Bandleader Ilja Pletner redet einleitend auch gar nicht erst um den heißen Brei herum und stellt gleich klar, dass wir alle gemeinsam herausfinden müssten, worum es hier und heute gehe.
Nun sind unsere Zuschauer durchaus für ihre stete Neugier bekannt und ließen sich – nach anfänglicher Skepsis und Eingewöhnung – dann doch nicht ein zweites mal bitten, dieses „Experiment“ mitzugestalten. Maßgeblicher Indikator hierfür dürfte der sich im Laufe der Veranstaltung permanent steigernde Applaus sein, der zum Abschluss gar in einer Zugabe mündete.
So soll(te) es sein! „Mal was anders“ oder „Die Mischung macht’s“ war da zu hören, auch bereits verbunden mit dem Ausblick auf den kommenden Sonntag, wo es auf unserer Bühne dann italienisch zugehen wird. Und damit einmal mehr anders als zuvor.
BEIDES jedenfalls behalten wir auf dem Zettel. Danke für dieses interessante Intermezzo!
gez. Plum
Fotos: Dietmar Marquardt, Fred Beuster, Rüdiger Lübeck, Norbert Milzow, Katja Schulze-Unterberg